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Flusslandschaft Unteres Peenetal

REISEREPORT

Flusslandschaft Unteres Peenetal

Per Charterboot haben wir die Flusslandschaft Unteres Peenetal vom Kummerower See bis zur Insel Usedom erkundet und die Peene bis weit über ihre Mündung hinaus bereist. Das Naturschutzgebiet Unteres Peenetal ist eine der reizvollsten Flusslandschaften Mecklenburg-Vorpommerns. Um dabei so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln, sind wir die Peene sowohl bergab als auch bergauf gefahren. Dabei beträgt das kaum vorhandene Gefälle des rund 110 Kilometer langen schiffbaren Teils des Flusses nur 24 Zentimeter vom Kummerower See bis zur Mündung, deren Höhe Null Meter über Normalnull liegt. Die Flussrichtung der unteren Peene und der Wasserspiegel des Kummerower Sees werden daher von Wasserstandschwankungen des Stettiner Haffs, der Pommerschen Bucht, der Oder und damit im weitesten Sinne von der Ostsee bestimmt. So kann es vorkommen, dass die Peene an manchen Tagen in umgekehrter Richtung bergauf fließt und es auch sonst kaum bis wenig Strömung gibt.

Yachthafen Neukalen, Basis von Yachtcharter Schulz
Die Peene zwischen Neukalen und dem Kummerower See

Als vor über 100.000 Jahren die Eiszeitgletscher schmolzen, ließen sie sanfte Hügellandschaften, klare Seen und ideale Siedlungsbedingungen für die Steinzeitmenschen zurück. Völkerstämme von über Norwegen, Südschweden und Rügen eingewanderten Rugiern und Goten entdeckten das Peenetal, wo sie vor mehr als 10.000 Jahren auf die Jagd gingen, Fische fingen und pflanzliche Nahrung sammelten. Dieses Fleckchen Erde gefiel ihnen so gut, dass sie bald sesshaft wurden und in der Jungsteinzeit vor 5.000 Jahren mit Ackerbau und Viehzucht begannen. Ein Klimawandel am Ende der Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren vergraulte jedoch die germanischen Stämme, und so besiedelten Slawen das Gebiet. Später kamen Wikinger hinzu. Nach der Missionierung der heidnischen Slawen zum Christentum unter dem Zepter des Pommernherzogs Wartislaw I. und durch Bischof Otto von Bamberg im 12. Jahrhundert sowie dem späteren Einfluss deutscher Siedler entwickelten sich Pommern und die Gebiete um das Flüsschen Peene zu blühenden Landschaften. Diese Entwicklung bekam an der Schwelle zum 21. Jahrhundert erneuten Anschub, als im Jahre 1989 in Deutschland die Mauer fiel und danach viele mecklenburgische und pommersche Städte wie aus einem Dornröschenschlaf erwachten. Heute stehen weite Teile im Nordosten Mecklenburgs unter Naturschutz und wurden als nationale Naturlandschaften in die Ränge von Naturparks und Naturschutzgebieten erhoben. Dazu gehören auch die Flusslandschaft Unteres Peenetal und das Peenehaffmoor.

Blick auf die Kahldenbrücke und alte Speicher in Demmin
Peene-Stimmung nahe des Hafens der ehemaligen Zuckerfabrik Demmin

Mit einer Fläche von etwa 20.000 Hektar, also 200 Quaratkilometern, zählt die Peene-Flussniederung zu den größten zusammenhängenden Niedermoorgebieten Mittel- und Westeuropas und ist zugleich das größte Niedermoorgebiet in der deutschen Tiefebene. Die Geburt der Moorniederung reicht bis zum Ende der Eiszeit zurück. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels und der damit verbundenen Entstehung der Ostsee wurde das Flusstal allmählich überflutet und Sedimente lagerten sich in Form von Seeschlamm mit hohen organischen Anteilen am Gewässergrund ab. Damit wurde die Voraussetzung für eine Vermoorung geschaffen, die im Laufe von Jahrtausenden zu einer 13 Meter dicken Torfschicht führte. Mit späterer Besiedelung entdeckten die Menschen getrockneten Torf als Brennstoff und begannen damit, das Material großflächig abzubauen. So ist die heutige Moorlandschaft weitgehend von Menschenhand geschaffen worden und ein Relikt der bis in das Mittelalter zurückgehenden landwirtschaftlichen Nutzung, die erst mit den großen, zu Weideflächen entwässerten Poldern um 1980 ihr Ende fand, da weder Schöpfwerke noch andere Technologien der Natur und dem immer nachströmendem Wasser Paroli bieten konnten. Die riesigen Maschinentorfstiche hatte man schon um 1960 aufgegeben, doch bis heute sind sie am Flusslauf der Peene überall sichtbar. So verwandelte sich die Landschaft in ein Habitat zahlreicher Vegetationsformen, Vogel- und Säugetierarten. So sollen rund 180 landesweit gefährdete Farn- und Blütenpflanzen, mehr als 160 Vogelarten, etwa 40 Säugetierarten wie Biber und Fischotter und 15 Amphibien- und Reptilienarten in der Flusslandschaft Unteres Peenetal zu Hause sein. So manchen auf dem Fluss treibenden Baumstamm könnte man für ein „Peenekrokodil“ halten. Interessierten Skippern sei hierzu das Besucherinformationszentrum des Naturparks „Flusslandschaft Peenetal“ in Stolpe empfohlen.

Die Klappbrücke über die Peene in Loitz

Nach der Übernahme unseres Charterbootes, einer 11,98 m langen Schulz 40 namens „Louise“, beginnen wir am westlichen Ufer des Kummerower Sees im Örtchen Neukalen unseren Törn durch die Flusslandschaft Unteres Peenetal. Von der hiesigen Basis des in Waren an der Müritz beheimateten Charterbetriebes Yachtcharter Schulz ist die Ostsee per Boot über die Peene und durch die Flusslandschaft Unteres Peenetal problemlos und ohne Schleusen zu erreichen. Es müssen lediglich drei Zugbrücken passiert werden, deren Öffnungszeiten einzukalkulieren sind. Wir haben für die etwa 220 Kilometer lange Gesamtstrecke zu Gunsten von Fotostopps eine Woche eingeplant. Der Peene-Törn-Vorschlag für Chartergäste von Yachtcharter Schulz veranschlagt ab Neukalen bis zur Insel Usedom eine Woche bei drei bis vier Fahrtstunden pro Tag.

Samstag, 27. April, Etappe 1, Neukalen-Loitz, 41 Kilometer

Nach Proviantaufnahme verlassen wir gegen 11.45 Uhr Neukalen über den 2,5 Kilometer langen Neukalener Peenekanal, der unterhalb des Peene-Kilometers 9 in den Kummerower See mündet. Um das Jahr 1866 vollendet, sollte der Kanal der damals aufkommenden Schifffahrt Rechnung tragen. Den gut betonnten See zügig hinter uns lassend, passieren wir bei der Gemarkung Aalbude die Einfahrt in die Flusslandschaft Unteres Peenetal. Backbords liegt das Niedermoorgebiet „Großer Rosin“, steuerbords der Wasserwanderrastplatz Aalbude. Vor uns mäandert der Fluss, der sich hier noch schmal und urig in die Landschaft einbettet und vor allem von hohem Schilf, kleinen Hügeln und saftig-grünen Wiesen gesäumt wird. Schon gegen 14.00 Uhr kommt die Kreisstadt Demmin in Sicht. In Demmin passieren wir steuerbords die auf einer Insel am Zusammenfluss von Peene und Tollense liegende Wiege Pommerns. Sie findet Ausdruck in einer um das Jahr 1200 erbauten Backstein-Burg, die als das älteste westliche Bauwerk Pommerns gilt. Ein Stopp und Besuch dieser Ruinen und Überreste von „Haus Demmin“ ist sehr zu empfehlen, besonders das Schicksal des um 1881 in den Besitz der Familie von Rohr übergegangenen Herrenhauses stimmt nachdenklich. Das trotz verschiedener Nachkriegsnutzungen gut erhaltene spätklassizistische Gebäude brannte 1998 vollständig nieder und zerfällt leider trotz städtischer Gebäudesicherung weiter. Als Wahrzeichen der Stadt gelten der aus Ziegelsteinen gemauerte 98,50 m hohe Turm der St. Bartholomaei-Kirche und ein Getreidespeicher am Peenehafen, der an die Bedeutung der Stadt zur Hansezeit erinnert. Der nächste Brückenzug an der ersten von uns zu passierenden „Kahldenbrücke“ zwingt uns zu einem Aufenthalt vor dem Bauwerk, wo man in einem schmalen Seitenarm festmachen kann, aber auf den Tiefgang des Bootes achten sollte. Die Absicht der Passage ist dann zehn Minuten vor Brückenöffnung durch den Aufenthalt in Leitwerknähe anzuzeigen. Wir passieren und beschließen, unsere Fahrt bis zum Städtchen Loitz fortzusetzen. Da sich die Marina Loitz aus unserer Richtung kommend hinter der dortigen Klappbrücke befindet, müssen wir den letzten Brückenzug um 18.40 Uhr schaffen. Ein Anruf bei Hafenmeisterin Christa Müller bestätigt uns einen freien Liegeplatz und so machen wir kurz darauf im 5000-Seelen-Ort Loitz fest.

Hafen und ehemaliger Bahnhof von Loitz – heute das Restaurant „Korl Loitz“

Sonntag, 28. April, Etappe 2, Loitz- Anklam, 47 Kilometer

Das Wetter meint es immer noch gut mit uns, denn aus organisatorischen Gründen sind wir leider ohne Persenning unterwegs. Noch steigen die Tagestemperaturen auf bis zu 17 Grad und Regen ist nicht in Aussicht. Aber es soll windiger werden. Gegen 10.00 Uhr legen wir in Loitz ab und vor uns liegt der 45 Kilometer lange Fahrtabschnitt nach Anklam. Je weiter östlich wir fahren, desto breiter wird die Peene und die Uferlandschaft wechselt zwischen Schilfbeständen und Baumbewuchs. Dazwischen befinden sich immer wieder ehemalige Torfstiche, die man nur mit Paddelbooten befahren kann. Wir passieren ein paar der zahlreichen idyllischen Peene-Wasserwanderrastplätze, an denen oft auch tiefergehende Boote festmachen können. So kommen wir nach Unterquerung der Autobahnbrücke der A20 bei der Stadt Jarmen am Peene-Kilometer 79 in Stolpe an einem Wasserwanderrastplatz mit dahinter liegendem Gutspark vorbei, der uns neugierig macht. Wir beschließen, den malerischen Ort auf der Rückfahrt zu besuchen und steuern nun weiter auf unser Tagesziel Anklam zu. Die Geburtsstadt Otto Lilienthals zählt 15.000 Einwohner und war lange Zeit ein verkehrstechnisches Nadelöhr in Richtung Ostsee und Usedom. Erst mit Fertigstellung einer neuen Umgehungsstraße kommt man seit einiger Zeit schneller voran. In der Kreis- und Hansestadt mit bewegter Geschichte kann man zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten wie das Otto-Lilienthal-Museum, die Marienkirche, die Schweden-Mühle, einen Luftschutzbunker unter einem Wohnhaus oder sogar ein Wehrmachtsgefängnis besuchen. Für Skipper bieten sich einige kleine Vereins-Sportboothäfen und ein städtischer Wasserwanderrastplatz für einen Aufenthalt an. Wir wählen den Steg der Anlage des „Yachtclub Peene“, der wiederum ebenfalls hinter der zu passierenden Eisenbahnklappbrücke Anklam liegt. Nach dem Brückenzug um 15.10 Uhr finden wir einen freien Club-Liegeplatz, wo Gäste sehr freundlich aufgenommen werden. Extra für breite Charteryachten hat man dort drei Boxen eingerichtet, in denen Boote von 3,50 bis 4,50 m Breite festmachen können. Der stellvertretende Hafenmeister Jörg Raabe erklärt uns die Anlage und wir nehmen frisches Trinkwasser auf. Die von den Vereinsmitgliedern liebevoll gepflegte Marina und die erwiesene Gastfreundschaft wecken Erinnerungen an „gute alte Zeiten“.

Auf dem Marktplatz der „Otto-Lilienthal-Stadt“ Anklam
Warten auf den Brückenzug in Anklam, vor uns liegen der Peenestrom und Usedom
Unser Gastliegeplatz beim „Yachtclub Peene“ in Anklam, hinter der Klappbrücke

Montag, 29. April, Etappe 3, Anklam-Rankwitz, 22 Kilometer

Noch trennen uns rund acht Kilometer von der Peenemündung in den Peenestrom und wir legen gegen 10.40 Uhr in Anklam ab. Der Wind kommt mit 3 Beaufort von Nordost und bläst uns im Peene-Delta heftig ins Gesicht. Mit jedem Meile wird der Fluss breiter und er geht am Kilometer 98 in den Peenestrom auf. Jetzt fühlt man sich praktisch wie auf einem großen Boddengewässer und ab hier gelten die Schifffahrtszeichen als Seeschifffahrtszeichen im Küstenbereich. Ebenfalls ab Anklam müssen Skipper zwingend mit dem Sportbootführerschein „See“ unterwegs sein. Mittlerweile hat der Wind auf 4 bis 5 Beaufort aufgefrischt, am Bug kommt Gischt über. Wir wollen in den kleinen Hafen Rankwitz auf der Insel Usedom, der unter vielen Skippern nicht nur wegen seines beliebten Fischrestaurants als Geheimtipp gilt. Er liegt etwa 14 Kilometer von der Peenemündung entfernt an der westlichen Seite Usedoms und damit noch vor dem sogenannten Achterwasser im untersten Drittel des etwa 45 Kilometer langen Peenestroms, der wiederum oberhalb Peenemündes in den Greifswalder Bodden und die Ostsee mündet. Zu Saisonbeginn ist der kleine Hafen nahezu leer und zeigt sich dementsprechend von seiner ruhigen Seite. Bei östlichen Winden liegt man hier wie in Abrahams Schoß, bei Westwind ist der Hafen nicht unbedingt zu empfehlen. Dabei entpuppt er sich für uns tatsächlich als Top-Adresse und Kleinod. Der von der Familie Reschke und deren „Usedomer Feinfisch GmbH“ betriebene Hafen mit Fischräucherei und Fischverkauf wartet mit einem exzellenten Fischrestaurant auf. Daneben gibt es einen Fahrradverleih und eine kleine Angelbootvermietung. Die sanitären Anlagen des Hafens erweisen sich als die besten unserer gesamten Tour.

Mündung der Peene in den Peenestrom nahe der Zecheriner Brücke – gegenüber liegt Usedom
Die Zecheriner Brücke über den Peenestrom verbindet das Festland mit der Insel Udsedom
Leckere Fischbrötchen im Restaurant „Zur Alten Fischräucherei“ im Hafen Rankwitz auf Usedom
Sonnenuntergang am Peenestrom bei Rankwitz

Dienstag, 30. April. Etappe 3, Rankwitz-Karnin – Stolpe, 42 Kilometer

Das Bergfest liegt hinter uns und wir treten gegen 10.00 Uhr die Rückfahrt nach Neukalen an. Der Wind weht mit Stärke 2 und die Sonne lacht. Die Mannschaft möchte unbedingt einen Abstecher zur 1945 von der deutschen Wehrmacht gesprengten Eisenbahn-Hubbrücke bei Karnin machen, über die zwischen 1875 und 1945 Züge vom Festland nach Usedom rollten. Bis heute ragt der unversehrte und bewegliche Teil der Hubbrücke fast gespenstisch in den Himmel, denn um den seewärtigen Fluchtweg zwischen Stettiner Haff, Peenestrom und Ostsee offen zu halten, wurden nur die festen Brückenteile gesprengt. Unweit der Brücke finden Skipper den Gästehafen Karnin sowie den Hafen Kamp. In östlicher Richtung öffnet sich hier der Blick auf das Stettiner Haff, das nach dem Frischen Haff zweitgrößte Haff der Ostsee mit einer Wasserfläche von knapp 700 Quadratkilometern.

Die Reste der ehemaligen Eisenbahn-Hubrücke bei Karnin, die am Ende des Krieges gesprengt wurde

Wir drehen bei und nehmen wieder Kurs auf die Fahrwassertonnen an der Peenemündung, die wir gegen Mittag passieren. Eine knappe Stunde vor dem Brückenzug erreichen wir bei langsamer Fahrt wieder den Steg des Yachtclubs Peene und warten. Nacheinander treffen zwei weitere Schulz-Charterboote ein und versammeln sich vor der Eisenbahnklappbrücke. Unmittelbar nach der Brückenpassage machen wir backbords an einem Kai des Binnenhafens Anklam fest, um im nur wenige Meter entfernt liegenden Einkaufspark Proviant zu fassen. Skippern mit langen Einkaufslisten sei dieses Shopping-Areal wärmstens empfohlen, denn der Weg zum Bootanleger beträgt keine 200 Meter. Als wir gegen 15.45 Uhr bei immer noch schönem Wetter am Wasserwanderastplatz Stolpe ankommen, winkt uns Hafenmeister Reinhard Städing sofort einen der wenigen freien Plätze für größere Boote zu und wir machen problemlos in einer Box fest. Schon nach wenigen Minuten bestätigt sich unser erster Eindruck, dass wir hier in einem ganz besonders idyllischen Ort angekommen sind und machen uns sogleich zu einem Landgang auf. Wir treffen den witzigen und gutgelaunten Fährmann Christian Schirmer, der hier mit einer Seilfähre beförderungswillige Personen über die Peene zum gegenüberliegenden Ufer schippert, aber die meiste Zeit Tages in Wartestellung verbringt. Und wenn zur Abwechslung mal Passagiere kommen, legt er sich eine dicke Bauchtasche um und kassiert pro Person zwei Euro für die Überfahrt. „Da drüben geht’s nach Quilow“, sagt er, und kurz darauf beginnt die Kette zu rasseln …

Die Personenfähre über die Peene bei Stolpe
Ein Fahrt mit der Stolper Personenfähre ist ein ganz besonderes Erlebnis
Der kleine Peene-Hafen in Stolpe empfiehlt sich für einen Zwischenstopp

Eigentliches Herzstück von Stolpe ist das um 1153 gegründete älteste Kloster Pommerns, dessen karge Ruinenreste man hier in Augenschein nehmen kann. Interessanter ist jedoch die grausame Tatsache, dass Wartislaw I., der erste christliche Herzog von Pommern, wahrscheinlich um 1147 oder 1148 in Stolpe ermordet wurde.

Das malerische und idyllische Örtchen Stolpe bietet einige Sehenswürdigkeiten…

Seine Söhne errichteten zum Gedenken an ihren Vater eine Kirche. Wartislaws Bruder Ratibor I. gründete 1153 in Stolpe das besagte Kloster, das im Dreißigjährigen Krieg in Brand gesetzt wurde und 1637 bis auf die Grundmauern niederbrannte. Nach verschiedenen Epochen, Kriegswirren und Eigentümerwechseln ist heute jedoch das Gutshaus Stolpe Hauptanziehungspunkt des Örtchen an der Peene, wo auch der pommersche Heimatdichter Fritz Reuter gern zu Gast war. 1994 kaufte Kurt Stürken, der zweitjüngste Sohn der letzten Eigentümer Ursula und Kurt Stürken, das 1945 von der sowjetischen Militäradministration enteignete elterliche Gut mit 150 Hektar Wald und Wiesen von der Treuhandanstalt zurück, um darauf ein Hotel und Restaurant zu errichten, welches 1996 eröffnet wurde. Heute zählt das Restaurant „Gutshaus Stolpe“ unter Küchenchef Björn Kapelke zu den acht Sterne-Restaurants des Guide-Michelin in Mecklenburg-Vorpommern! Auch unter Skippern hat sich das behaglich-charmante Hotel mit einer Fülle von kulinarischen und musikalischen Event-Angeboten unter Direktorin Franziska Grimm einen hervorragenden Namen gemacht. „Einige Bootsfahrer kommen sogar nur hierher, um dann im Gutshaus zu speisen und auch dort zu übernachten“, verrät uns ein Insider.

…Eine davon ist das Gutshaus Stolpe, indem sich heute ein edles Hotel mit Restaurant und Spa befindet
Das romantische Guthaus Stolpe ist ein idealer Ort für eine kleine Republikflucht

Mittwoch, 01. Mai. Etappe 4, Stolpe-Loitz, 36 Kilometer

Mai, Feiertag – Tag der Arbeit! Wir brechen am späten Vormittag nach Loitz auf, wo wir uns noch einmal näher umsehen wollen. Das Untere Peenetal bis Loitz wird vor allem von Wiesen, Torfstichen und alten Entwässerungsgräben gesäumt. Der Wind hat merklich aufgefrischt. Als wir gegen 14.00 Uhr in der Marina Loitz festmachen, gibt erst einmal frische hausgemachte Bouletten mit Kartoffelsalat bei Frau Müller im Hafenimbiss und danach kommt ein Stadtbummel dran. Im Ortskern finden sich zahlreiche leer stehende und halb verfallene Häuser, die jedoch mit kunstvollen und bunten Graffiti-Bildern verziert sind. Daneben stehen schmuck sanierte Häuschen der 1242 gegründeten Stadt. Wir entdecken zwei mit DDR-Fahnen geflaggte Häuser und fühlen uns nicht nur wegen der fast menschenleeren Straßen wie in einer Zeitkapsel. Loitz, gesprochen „Löötz“, hat eine bewegte Geschichte und die Stadt einen ganz eigenen Charme. So bezog Herzogswitwe Sophie Hedwig 1593 das Loitzer Schloss als Witwensitz, wo sie 1631 starb. An Stelle des Schlosses, welches im Dreißigjährigen Krieg fast abgebrannt und in der Schwedenzeit (etwa von 1628 bis 1815) zur Ruine verkam, steht heute der Bahnhof Loitz. Nach der deutschen Wiedervereinigung verlor die kurze Bahnstrecke zum Verbindungsbahnhof Toitz-Rustow ihre Bedeutung und der von den Einwohnern liebevoll „Korl Loitz“ genannte Transportzug wurde bereits vor der Schließung großer Betriebe wie der einstigen Stärkefabrik abgezogen. Der direkt am Hafen liegende Bahnhof verfiel. In den Jahren 2005 und 2006 wurden alle Gleisanlagen zurückgebaut. Schließlich rettete die Einwohnerschaft den Bahnhof vor dem Verfall und so kann man heute das darin befindliche Restaurant „Korl Loitz“ besuchen.

Zahlreichen Fassaden verfallener Häuser in Loitz wurde künstlerisch neues Leben eingehaucht

Donnerstag, 02. Mai, Etappe 5, Loitz-Neukalen, 41 Kilometer

Der letzte Tag unseres Peene-Törns bringt dunkle Wolken, einen Temperatursturz und heftigen Wind um 4 bis 5 Beaufort. Wir legen in aller Frühe ab und nehmen den Loitzer Brückenzug um 7.20 Uhr. Gute eineinhalb Stunden später passieren wir die Kahldenbrücke von Demmin und stellen fest, dass wir jetzt wieder auf dem interessantesten, urwüchsigsten, schmalsten und für uns schönsten Peene-Abschnitt sind. Interessierte Naturliebhaber können hier mit den Offerten des Anbieters „Abenteuer Peenetal“ von Ingo Ernst in Verchen mit Bibern auf Tuchfühlung gehen. Dann kommt Aalbude und damit der Ausgang in den Kummerower See in Sicht. Das Gewässer ist aufgewühlt, die Wellenhöhe beträgt gute 60 bis 70 Zentimeter, der Wind kommt mit 5, in Böen sogar 6. Als wir gegen 12.00 Uhr wieder in Neukalen einlaufen, sind sich alle einig: Das war eine Super-Tour und die Flusslandschaft Unteres Peenetal eine Reise wert! Obwohl der Fluss im geistigen Namensverzeichnis verankert ist, wird er vom Auto aus gesehen nur in den größeren Städten wie Demmin, Loitz, Jarmen und Anklam sichtbar. Die Peene, der „Amazonas des Nordens“, zieht sich, anders als Elbe und Havel, weitgehend im Verborgenen hin. Genau das macht ihren Reiz aus. Wer seinen Törn in gemütlicher Runde Revue passieren lassen will, der kann das direkt am Hafen-Anleger im „Seemanns Stübchen“ tun. Mit der neuen Saison 2019 von Gudrun „Gudi“ Seemann wiedereröffnet, bietet das gemütliche Hafenlokal ein preiswertes Imbiss-Angebot kreativer und schmackhafter Fischgerichte mit mediterranen Einflüssen – einfach top!

Warten auf den Brückenzug vor der Kahldenbrücke in Demmin
Auf der Peene bei Demmin – rechts die Wiege Pommerns mit der Ruine vonm „Haus Demmin“

Mit dem Charterboot im Havelland

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