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Insel Rügen

REISEREPORT INSEL RÜGEN

Einst auf Kreidekalk aus dem Meer gehoben, ist Deutschlands größte Insel Rügen heute eines der beliebtesten Urlaubsziele der Republik. Naturbelassene Landschaften, historische Zeitzeugnisse und lange Ostseestrände ziehen Besucher magisch an. Wir haben uns auf der herbstlichen Insel umgesehen …

Mit über sechs Millionen Übernachtungen und weit über einer Million Besuchern pro Jahr ist die Insel Rügen eine touristische Topadresse. Im Osten, Norden und Süden durch die Ostsee und den Greifswalder Bodden, sowie im Westen durch die Rügensche Boddenlandschaft vom Festland getrennt, sind die Gewässer um Rügen ideale Wassersportreviere. Einziger Zugang auf dem Straßenweg ist die aus zwei parallelen Brücken bestehende Strelasund-Querung zwischen der Insel und der Hanse-Weltkulturerbe-Stadt Stralsund. Auf dem Wasserweg ist Rügen mit den ebenfalls zur Querung gehörenden Fährverbindungen zwischen Stralsund und Altefähr, sowie Stahlbrode und Glewitz zu erreichen. Wer sich auf der Bundesstraße B96 und Europastraße E 22 der Insel nähert, wird seit 2007 über eine dreispurige und weithin sichtbare Hochbrücke geführt, die den 1937 vollendeten Rügendamm entlastet.

Hauptziel vieler Sommerurlauber sind die langen Sandstrände im Norden der Insel Rügen. So erstreckt sich die 12 Kilometer lange Landenge „Schaabe“ als bis zu zwei Kilometer breiter Sandstreifen zwischen den Halbinseln Jasmund und Wittow. Doch auch der lange Strand der Prorer Wiek zwischen Binz und Sassnitz zieht schon im Blick auf seine wechselvolle Geschichte immer mehr Sonnenhungrige und Neugierige an. Um die schier unfassbare Fülle von Sehenswürdigkeiten, Attraktionen, einzigartigen Landschaften und malerischen Steilküsten der Insel zu entdecken, muss man nicht nur viel Zeit mitbringen, sondern am besten auch die vier Jahreszeiten für einen Besuch nutzen. Die Insel Rügen hat zu jeder Jahreszeit seine Reize. Für die meisten einheimischen Inselbewohner sind die oft harten Wintermonate die schönsten. In dieser Zeit ist auf der Insel etwas Ruhe eingekehrt, bevor im Mai die neue Saison und der Ansturm beginnt. Im Winter ist Zeit zum Durchatmen. Der goldene Herbst jedoch, verleiht der Insel einen bunten Anstrich, den man nie mehr vergisst. Auch wir nähern uns Rügen per Auto aus Richtung Osten und fahren bei Stralsund über die neue 2.831 Meter lange und bis zu 127 Meter hohe Rügenbrücke, die eine internationale Schifffahrts-Durchfahrtshöhe von 42 Metern hat und deren Bau etwa 125 Millionen Euro verschlang. Entgegen dem Uhrzeigersinn werden wir die Insel auf ihrem „äußersten Ring“ umrunden und dabei alle Sportboothäfen sowie eine kleine Auswahl interessanter Sehenswürdigkeiten besuchen.

Wenige Meter hinter dem Rügendamm biegen wir im Südosten der Insel Rügen nach rechts auf die alte Bäderstraße L 29 in Richtung Garz und Putbus ab, die durch neuzeitliche Asphaltierung zwar etwas vom Charme des alten Kopfsteinpflasters verloren hat, aber durchaus komfortabler zu befahren ist. Kurz vor der Ortschaft Gustow und nur neun Kilometer von Stralsund entfernt, weist ein kleiner Wegweiser auf den Naturhafen „im jaich“ hin, zu dem wir sofort neugierig abbiegen. Uns erwartet eine Naturoase mit Uferhäusern am Strelasund, deren Reiz man sich nur schwer entziehen kann. Bereits in der achten Saison in Betrieb, bietet der moderne Yachthafen 150 Liegeplätze an neuen festen Stegen mit bis zu fünf Metern Wassertiefe und bis zu 16 Metern Schiffslänge. Alle Liegeplätze haben neben Strom- und Wasseranschluss auch WLAN. Für Bootseigner wird ein Komplettservice inklusive Winterlager und 20-Tonnen-Bootskran angeboten. Stolz zeigt der freundliche Hafenmeister Christian Rathleff (56) das moderne Sanitärgebäude mit Waschcenter und luxuriösen Familienbädern. Ein Hafenbistro mit Kiosk und Brötchen-Service rundet das hervorragende Angebot in traumhafter und idyllischer Naturlage ab.

Über die Deutsche Alleenstraße geht es über Poseritz, Garz und einem Zwischenstopp an der malerischen Dorfkirche Kasnevitz weiter nach Putbus. Rügens jüngste Stadt wurde 1810 von Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus gegründet und als Planstadt im klassizistischen Stil aufgebaut. Die weiß gestrichenen Häuser der Fürstenresidenz mit großem Park, Orangerie und Schloss brachten der Stadt den Beinamen „Weiße Stadt“ ein. Das Schloss wurde 1962 gesprengt und dem Erdboden gleichgemacht. Noch heute kann man seine Umrisse in der Parkfläche erkennen. Die Orangerie beherbergt nun die KulturStiftung Rügen, die hier an ihrem Sitz auch regelmäßige Ausstellungen konzipiert. Architekturfans, Adelsforscher, Kunst- und Naturliebhaber kommen in Putbus auf ihre Kosten, ein Besuch der Klassizismus-Stadt ist ein Muss. Wir machen einen Abstecher, denn südlich von Putbus befindet sich der Hafen von Lauterbach mit einer der größten Wasserferienanlagen Deutschlands. Die „Im-jaich-Wasserferienwelt“ der Bremerhavener Familie Jaich, die insgesamt neun Marinas an der deutschen Nord- und Ostseeküste betreibt, bietet mit perfekter Urlaubs-Infrastruktur direkt am Greifswalder Bodden neben schwimmenden Ferien- und Pfahlhäusern auch zahlreiche Wassersportaktivitäten an. Der Yachthafen Lauterbach mit fünf Metern Tiefgang verfügt über 400 Sommerliegeplätze für Boote bis zu 35 Metern Länge. Es stehen ein Travellift bis 65 Tonnen, Slipanlage, ein Mastenkran und reichlich Winterlageflächen zur Verfügung. Die freundlichen Hafenmeister Robby Dehnhardt (53) und Helmut Schäfer (67) kümmern sich sach- und fachkundig mit ganzem Einsatz um ihre Gäste.

Dann auf der alten Bäderstraße L 29 weiterfahrend, stoßen wir bei Lancken-Granitz auf die stets vielbefahrene Bundesstraße 96. Vor uns erhebt sich aus Baumwipfeln der 38 Meter hohe und zinnenbewährte Mittelturm des Jagdschlosses Granitz, das einst als Jagdsitz der Putbuser Fürstenfamilie diente. Als die „Krone Rügens“ bezeichnet, ist das Jagdschloss einer der attraktivsten Besuchermagnete Rügens. Eine abseits vom Schloss angelegte neue Parkraumbewirtschaftung sorgt jedoch dafür, dass wir das architektonische Kleinod links liegen lassen und bald rechts nach Neuensien/Seedorf abbiegen. War das zu Sellin gehörende Seedorf noch bis Mitte der 90er-Jahre ein kleines und idyllisch-verträumtes Dorf mit einem winzigen Hafen an der Having, einer Lagune im Nordosten des Rügischen Boddens, so hat auch hier längst die Ferienindustrie mit zahlreichen neuen Ferienwohnungen Einzug gehalten. Dennoch sei der Ort im Biosphärenreservat Südost Rügen Wanderern, Radfahrern und Skippern empfohlen. Vom Greifswalder Bodden kommend, lassen Skipper die Halbinsel Mönchgut steuerbords liegen und steuern nordöstlich die Having an. Seedorf kann man dann nicht verfehlen. Es sei auch eine kleine Wanderung von Seedorf über sanfte Hügel zum östlich gelegenen Moritzdorf als Geheimtipp ans Herz gelegt. Von hier oben bietet sich ein traumhafter Blick auf den kleinen Boddenhafen von Baabe, wo man sich per Ruderfähre über das Fahrwasser zum Selliner See übersetzen lassen kann. Nach Stippvisiten in Seedorf und Moritzdorf statten wir Rügens östlichsten Ostseebädern Göhren, Baabe und Sellin einen Besuch ab. Auch hier hat sich das Leben verändert, die Urlaubs- und Badeorte sind dem Menschenansturm kaum noch gewachsen. Im Stil der weißen Bäderarchitektur der Gründerzeit werden riesige Ferienwohnanlagen wie der Seepark Sellin gebaut und immer neue Ferienwohnungen- und Häuser wie geschnitten Brot verkauft. Ein Augenschmaus am Meer ist die neue Selliner Seebrücke, die 1906 als Landungsbrücke eingeweiht und 1978 im maroden Zustand abgerissen wurde. 1998 in der historischen Gestalt von 1927 wiedererrichtet, kann man hier heute erlesen Speisen, mit einer Tauchgondel zum Grund der Ostsee oder mit Ausflugsdampfern zu den berühmten Kreidefelsen am Königsstuhl fahren. Apropos fahren – seit mehr als 120 Jahren dampft die historische Rügensche BäderBahn (RBB) „Rasender Roland“ auf schmalen Schienen mit einer Spurweite von 750 Millimetern zwischen Göhren und Putbus dahin. Mit dem Kombiticket-Angebot „Mit Wasser & Dampf durchs Mönchgut“ der Weißen Flotte und der Rügenschen BäderBahn lässt sich der südöstliche Teil Rügens per Bahn zu Land und per Schiff zu Wasser erkunden. Dieses Erlebnis inmitten atemberaubender Natur sollte man sich nicht entgehen lassen.

Das Ostseebad Binz, dass wir ebenfalls über die Landstraße L 29 erreichen, zählt wohl zu den meist besuchten Orten der Insel Rügen und ist fast das ganze Jahr über rappelvoll. In der Saison, die hier bis in den diesmal goldenen Oktober reicht, flanieren die Menschen in Viererreihen auf der legendären Strandpromenade am berühmten Kurhaus. Woher Binz allerdings diese Anziehungskraft hat, lässt sich nur vermuten. Vielleicht ist es Sehnsucht nach dem Süden, das maritime Bäder-Flair oder einfach nur die Lage am Meer. Etwa in der Mitte des neun Kilometer langen Sandstrandes zwischen Binz und Sassnitz liegt das geschichtsträchtige Örtchen Prora, dessen KdF-Ruinen buchstäblich aus selbigen auferstanden sind. Unter Hitler als „Kraft durch Freude“-Seebad für 20.000 Menschen geplant und nie vollendet, nutzte später die „Nationale Volksarmee“ der DDR das Gelände und erklärte es zum Sperrgebiet, in dem sich NVA-Angehörige am abgesperrten Strand erholen durften. Insgesamt sechs Kilometer lang sollten die Ferien-Bettenhäuser einst werden, doch im September 1939 wurden die Bauarbeiten gestoppt und erst nach dem Krieg ein Teil der bis dahin vorhandenen Rohbauten vollendet. Um das ehemalige KdF-Seebad ranken sich bis heute Mythen und Legenden. Interessierten Lesern sei das Buch „Paradiesruinen“ der Autoren Jürgen Rostock und Franz Zadnicek, erschienen 1992 im Ch. Links Verlag, wärmstens empfohlen. Und was im „Dritten Reich“ begonnen wurde, wird heute, 77 Jahre später, tatsächlich fertig! Aus den hässlichen Blöcken von Prora sind Ferien- und Eigentumswohnungen, Hotels und Parkplätze geworden, über deren architektonisches Antlitz man durchaus geteilter Meinung sein kann. Unbestritten ist, dass dieser Ort Geschichte atmet.

Nur wenige Meter neben dem „Koloss von Prora“, wie das KdF-Bad auch genannt wird, ist am Kleinen Jasmunder Bodden in den letzten Jahren mit dem „Naturerbe Zentrum Rügen“ eine weitere Attraktion entstanden. Hier kann man von der 40 Meter hohen und barrierefreien Aussichtsplattform „Adlerhorst“ eines 1.250 m langen Baumwipfelpfades praktisch die ganze Insel Rügen überblicken. Um es kurz zu sagen – dieser Baumwipfelpfad ist gigantisch!

Von Prora fahren wir nach Sassnitz auf der Halbinsel Jasmund. Vom Fährterminal im Hafen des Seebades legten noch bis in die 1990er-Jahre Fähren nach Trelleborg und Bornholm ab. Heute wird jeglicher Ostsee-Fährverkehr über den neuen Fährhafen Neu Mukran abgewickelt. Der Stadthafen Sassnitz jedoch hat sich zu einem pittoresken Örtchen entwickelt, in dem vor allem Fischkutter, Fischimbisse, Souvenirshops und Restaurants dominieren. Auch der aus einem ehemaligen „Volkseigenem Betrieb“ hervorgegangene Fischveredler „Rügenfisch“ hat hier seinen Sitz und bietet Fabrikverkauf an. Für Fischesser ist der bunte Hafen eine sehr gute Adresse. Von der Ostsee kommende Skipper können den Marina-Yachthafen Sassnitz ansteuern, der bei hereinbrechendem Schlechtwetter oder Sturm auf einem Rund-Rügen-Törn Schutz bietet.

Nur wenige Kilometer nordwärts von Sassnitz entfernt, befindet sich der Nationalpark Jasmund mit seinen urigen Buchenwäldern und der berühmten Kreideküste. Das UNESCO-Welterbe bietet spannende Ein- und Ausblicke, von denen der bekannte Kreidefelsen „Königsstuhl“ das Wahrzeichen ist. Ein unvergessliches Erlebnis ist der Besuch des Nationalpark-Zentrums Königsstuhl, mit einer spannenden Ausstellung, deren Besuch Familien mit Kindern sehr zu empfehlen ist. Hier wird die Entstehung der Landschaft in einer „Zeitschleuse“ vom Kreidemeer über die Eiszeit bis heute interessant und interaktiv vorgeführt. Vom großen Parkplatz bei Hagen kann man entweder zum Königsstuhl wandern oder mit einem Shuttle-Bus fahren.

Am linken und nördlichsten Rand des Nationalparks befindet sich der kleine Steilküstenort Lohme, der im März 2005 in die Schlagzeilen geriet. Ein Steilküstenabschnitt von 200 mal 100 Metern stürzte unmittelbar neben einer Suchtklinik 30 Meter in die Tiefe, später mussten Gebäudeteile abgerissen werden. Am Beispiel Lohme wird deutlich, wie gefährdet und zerbrechlich Rügens Steilküsten sind. Dennoch gehört das mit kleinen, aber feinen Hotels ausgestattete Lohme zu den schönsten und romantischsten Orten Rügens. Vom „Café Niedlich“, etwas oberhalb des idyllischen Yachthafens gelegen, hat man einen atemberaubenden Blick auf die Ostsee und die gegenüber befindliche Kreideküste am Kap Arkona. Freizeitskippern sei ein Stopp im Yachthafen Lohme empfohlen, der allerdings nur 50 Liegeplätze bietet. In der Saison sollte man sich bei den beiden Hafenmeistern telefonisch vorab nach einem freien Platz erkundigen. Von Lohme fahren wir auf der Landstraße L303 vorbei am „Dinosaurierland Rügen“ zur Gemeinde Glowe, die sich kurz vor der bereits erwähnten Schaabe zwischen dem Großen Jasmunder Bodden und der Ostsee befindet. Glowe ist einer jener Orte, die in den letzten Jahren auf Biegen und Brechen mit Feriensiedlungen buchstäblich zugepflastert wurden. Schon zu DDR-Zeiten ein beliebter Urlaubsort, befindet sich in Glowe heute neben zahlreichen Hotels auch eine große Kurklinik. Für Sportfischer unter den Skippern weit interessanter ist hingegen der Hafen Glowe an der sogenannten Tromper Wiek, der auch ein idealer Ausgangspunkt für Ostsee-Angeltouren ist. Die Wassertiefe des Hafens beträgt bis zu 2,70 m, es stehen bei 100 Liegeplätzen etwa 65 Gastliegeplätze zur Verfügung. Da der geschützte Hafen keinen Eisgang hat, ist es möglich, das Boot auch im Winter problemlos im Hafen liegen zu lassen. Hinter Glowe beginnt der bis nach Juliusruh reichende und etwa acht Kilometer lange Sandstrand der Schaabe, der durchaus als „Geheimtipp“ gelten kann. An die Schaabe schließt sich die Halbinsel Wittow an, auf der es weitaus ruhiger als im Inselsüden zugeht und still-anonymer Rückzugsort für einige Promis geworden ist. Hervorzuheben sind hier die idyllischen Orte Breege, Wiek, Altenkirchen und das kleine ehemalige Fischerdörfchen Vitt nahe dem Kap Arkona und dem nördlichsten Punkt der Insel Rügen bei Gellort. Attraktion am Kap sind die beiden Leuchttürme, von denen der kleinere 1827 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut wurde. An ihrem Fuße finden heutzutage Trauungen, Musikveranstaltungen und Sommerpartys statt. Der benachbarte Peilturm ist ein Ausstellungsort geworden. Am Kap befindet sich mit Resten der „Jaromarsburg“ auch eine alte Kultstätte der Ranen, die ihrem Gott Swantewit gewidmet ist. Ein Bunker und ehemaliger Gefechtsstand der auf der Halbinsel Bug bei Dranske ehemals stationierten 6. Flottille der Volksmarine kann ebenfalls besichtigt werden. In einem weiteren Bunker, dem sogenanntem „Arkona-Bunker“ aus Zeiten der Wehrmacht, befindet sich heute eine Kunstgalerie. Mit etwa 800.000 Besuchern pro Jahr ist das Kap Arkona eine von Rügens Hauptattraktionen.

Bei Dranske bietet sich am Westufer von Wittow ein direkter Blick zum Leuchtturm Dornbusch auf der gegenüberliegenden Insel Hiddensee, die hier nur einen Steinwurf entfernt zu liegen scheint. Der südliche Teil der Halbinsel Bug, ehemaliges Militär- und Sperrgebiet, gehört heute zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und steht wie weite Teile Wittows und der Binnenbodden vor Rügen auf der Liste der europäischen Vogelschutzgebiete. Wir verlassen Wittow südlich über den Rassower Strom mit der Wittower Fähre und biegen in der Ortschaft Trent rechts nach Schaprode ab. Vom malerischen Örtchen am Schaproder Bodden fahren die Fähren der Weißen Flotte zur autofreien Insel Hiddensee. Durch diesen „Fährbahnhof“ ist der Ort gut frequentiert und quasi der Parkplatz für Hiddensee-Besucher. Der Yachthafen des Ortes liegt im Schaproder Strom, bietet 220 Liegeplätze und ist vor allem bei Anglern und Angelguides sehr beliebt. Hier gibt es eine Slipanlage, einen Kran und eine Tankstelle. Wer mit dem Boot vom Bodden kommend in Schaprode einläuft, der sollte unbedingt auf das Fahrwasser achten, denn steuerbords vor der Hafeneinfahrt liegen große Steine. Gegenüber des Yachthafens liegt die kleine Privatinsel Öhe, die Jahrzehnte lang nur von einer alten Dame bewohnt wurde. Heute bewirtschaftet die Familie eines Enkels das 75 Hektar große Eiland, mit zwei Wohnhäusern, einem Gutshaus, 60 Heidschnucken und 140 Rindern. Die alte Dorfgaststätte von Schaprode verwandelten die Inselbewohner clever in „Schillings Gasthof“ mit hauseigenem Bioladen.

Von Schaprode fahren wir mit einem kleinen Abstecher nach Gingst zur Naturbühne Ralswiek am Jasmunder Bodden, wo alljährlich von Juni bis September die „Störtebeker Festspiele“ Tausende Besucher in ihren Bann ziehen. Vor der faszinierenden Freiluftkulisse Rügens kämpft ein Double der Seeräuber-Legende Klaus Störtebeker mit seinen Likedeelern um den „Schwur der Gerechten“, bis allabendlich ein Feuerwerk die Vorstellung beendet. Der echte Klaus Störtebeker wurde allerdings am 21. Oktober 1401 mit 72 Gefährten vor Hamburgs Hafeneinfahrt enthauptet. Von der Terrasse des Hotels „Schloss Ralswiek“ bietet sich ein besonders imposantes Bild auf die Freilichtbühne. Per Boot über den Jasmunder Bodden anreisende Festspielbesucher können mit etwas Glück einen der 40 Liegeplätze des Yachthafen Ralswiek ergattern. Die Ansteuerung ist allerdings nur tagsüber möglich und die Einfahrt gilt als etwas knifflig – es muss unbedingt das letzte Tonnenpaar vor der Einfahrt passiert werden. Die Wassertiefe beträgt 0,80 bis 2,50 m , die Bootslänge darf nicht länger als zwölf Meter sein. Im Hafen ist man unmittelbar am Geschehen auf der Freilichtbühne beteiligt und erlebt einen unvergesslichen und einzigartigen Aufenthalt.

Wir verlassen Ralswiek über die sanfte Hügellandschaft zwischen den Dörfern Patzi, Thesenvitz und Parchtitz, um schließlich noch der Inselhauptstadt Bergen einen Besuch abzustatten. Das Amt Bergen auf Rügen ist mit über 23.000 Einwohnern das bevölkerungsreichste Amt des Landes Mecklenburg-Vorpommern. 1613 erhielt Bergen das Stadtrecht und entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg und der „Schwedenzeit“ von 1648 bis 1815 zu einem Verwaltungszentrum. Heute zieht eine historische gewachsene Altstadt viele Besucher an und man kann auf historischen Stadtrundgängen viel entdecken. So haben wir das „Märchenhotel Rügen“ entdeckt, das sich hier am Markt in einem über 300 Jahre alten Gebäude befindet, in dessen Gewölbekammern der „Alten Landvogtei“ sich einst Gefängniszellern befanden. 25 mit Sagen- und Märchenmotiven individuell gestaltete Gästezimmer sorgen für einen entspannten und komfortablen Aufenthalt. Eine große und interaktive Landkarte zeigt per Tastendruck die spannendsten Sagenorte Rügens.

Hinter Bergen, wo unsere Rundreise über die Insel Rügen endet, biegen wir bei Zirkow auf die alte Bundestraße 96 und verlassen die nagelneue E 251. Über die durch die neue Umgehungsstraße fast verwaisten Orte Samtens und Rambin gelangen wir bei Altefähr wieder auf die neue Hochbrücke des Rügendamms – und entschwinden in den Sonnenuntergang.

Das Pommersche Haff

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