REPORT KORFU UND DAS IONISCHE MEER
Ausflug ins Paradies
Im griechischen Mittelmeer bieten Charterfirmen zunehmend auch Motorboote an. Gerade in Revieren mit wenig Wind wie dem Ionischen Meer kann man mit einer Fahrtenyacht entspannt und komfortabel unterwegs sein. Korfu und das Ionische Meer – ein Charterboot-Ausflug in ein paradiesisches Revier…
Türkisblaues Meer, helle und feinsandige Badebuchten, üppige Vegetation, freundliche Menschen und eine mediterrane griechische Küche machen Korfu und das Ionische Meer zu einem wunderbaren Ziel für Skipper, Schnorchler und Genießer. Nur zwei Flugstunden von Berlin entfernt, haben die griechischen Götter eine Bilderbuchlandschaft für die Freunde entspannten Motorbootfahrens und Segler geschaffen. Sie ließen Inseln mit schroffen Steilwänden, riesigen Höhlen und blauen Grotten entstehen, schütteten weiße Strände auf, pflanzten Olivenbäume und schenkten dem Meer eine üppige Auswahl an Fischen und Meeresfrüchten. Die kleinen Inseln betupften die Götter mit malerischen Örtchen, deren Kirchlein und Tavernen heute Gäste aus aller Welt faszinieren.
Das Ionische Meer, benannt nach einer Geliebten namens Io des Gottes Zeus aus der griechischen Mythologie, ist ein Teil des Mittelmeeres und erstreckt sich in einer Ausdehnung vom Adriatischen Meer im Norden bis zu einer Linie der Peleponnes-Halbinsel im Süden und Sizilien im Westen. Es ist etwa 330 km lang und 290 km breit. Die Küsten des Meeres werden von den Ländern Albanien, Griechenland und Italien begrenzt. Das für Skipper interessante Charterrevier ist die Gruppe der Ionischen Inseln, die sich mit Korfu, Paxos, Lefkada, Ithaka, Kefalonia und Zakynthos von der griechischen Westküste und Albanien im Norden bis zum Peleponnes im Süden, nahe der griechischen Festlandküste, aneinanderreihen. Und so, wie Homers König Odysseus von Ithaka zu seinen Abenteuern aufbrach, so wählten wir Korfu als Ausgangspunkt für einen knapp einwöchigen Törn. Für Skipper mit Familien und Kindern dürften die klimatischen Bedingungen um Korfu sehr interessant sein. Ein ganzjähriges mediterranes Klima beschert heiße und trockene Sommermonate, bei denen es am besten auf dem Wasser auszuhalten ist und bei denen Temperaturen um 40°C auf dem Festland keine Seltenheit sind. Bereits in der Vorsaison, also von April bis Ende Juni, pendeln sich die Tageshöchsttemperaturen auf angenehme und Bikini taugliche 25°C im Mittelwert ein. Es beginnt quasi die Badesaison. Als Schwachwindgebiet mit Windstärken bis etwa 5 Beaufort und sehr geringer Sturmhäufigkeit bietet sich die Region um Korfu und der gegenüberliegenden Festlandküste als ideales Motorboot-Revier an. Zudem ist man in einem Gebiet unterwegs, das im Westen von Inseln und im Osten von der Festlandküste eingerahmt ist. Man hat daher immer Land in Sicht. Und weil man praktisch wie auf einem großen Bodden unterwegs ist, stellt sich auch das notwendige Sicherheitsgefühl ein. Die entspannt zu fahrenden Tagesetappen belaufen sich je nach Planung auf eine Distanz zwischen zwölf und 20 Seemeilen. Die reine Maschinenfahrtzeit beträgt dabei keine vier Stunden. Badeaufenthalte in malerischen Traumbuchten lassen zwischendurch keine Langeweile aufkommen. Unsere Reise um Korfu das Ionische Meer beginnt in der Marina Gouvia auf der Insel Korfu, in der sich eine Charterbasis der niederländischen Familienbetriebes OCC Yachting befindet. Neben einer Flotte aus Segelbooten bis 42 Fuß kann auf Korfu auch die OCC Cruiser 40.2, ein komfortabler 40-Footer, von erfahrenen Skippern gechartert werden. Die von OCC Yachting auf eigener Werft gebaute Tourenyacht – den entsprechenden Charterboot-Test veröffentlichten wir in der SKIPPER-Bootshandel-Ausgabe 11.2017 – ist perfekt auf die maritimen Erfordernisse des Reviers abgestimmt und ausgerüstet. Neben reinem Bareboat-Charter, bei dem ein Boot dem Charterer ohne bereitgestellte Besatzung zur Nutzung überlassen wird, bietet OCC Yachting den Charterkunden auch eine Flottillen-Begleitung an. So werden wir mit der OCC Cruiser zwei von holländischen Ehepaaren gecharterte Segelboote auf ihrem Törn begleiten. Wir, das sind OCC-Yachting-Chef Menno Broodwinner (42), Thomas, ein 23-jähriger, Praktikant und Anwärter der niederländischen Gendarmerie, und ich. Die Route der knapp einwöchigen Tour wurde so angelegt, dass sie bei relativ kurzen Wegstrecken charmante Häfen, interessante Aufenthalte und entzückende Badebuchten bietet – somit also ideal für eine kleine Republikflucht ist…
Tag 1, Sonntag, 11. Juni / Marina Gouvia-Petriti / 17 Seemeilen
Nach der ersten Nacht an Bord der auf den Namen „Norma“ getauften Charteryacht blinzele ich gegen 7.45 Uhr in die milde Morgensonne. Die Marina Gouvia erwacht und in den Restaurants sitzen schon die ersten Frühstücksgäste. Im „Olympia“ gibt’s „English Breakfast“ für 8,50 Euro und dazu wird ein toller naturtrüber Apfelsaft gereicht. Auch am Sonntag hat der kleine Supermarkt in der Marina geöffnet. Das Angebot reicht aus, um kleine Proviant-Versorgungslücken zu schließen oder den Kühlschrank komplett aufzufüllen. Rosé-Weine kosten bis zu 19 Euro, Wein im Schnitt fünf bis acht Euro pro Flasche. Kaffee ist zwischen acht und 13 Euro zu haben. Sonnenhüte hingegen sind preiswert, liegen im Schnitt zwischen sechs und 13 Euro. Der Mann an der Kasse, ein kauzig-schmaler Typ um die sechzig, ist bester Laune und tippt mit sichtlich großer Freude die Preise ein. An seinem linken Handgelenk prangt die Uhr einer bekannten Luxusmarke, und der Bursche strahlt immer mehr. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass Korfu zu den wohlhabendsten Regionen in Griechenland zählt und für Gäste und Touristen eine Krise jedweder Art kaum sichtbar ist. Gegen 10.00 Uhr gibt es für die Flottillenboote ein Briefing, und OCC-Yachting-Chef Menno weist die Chartergäste in das Fahrtgebiet ein. Ohne Hast und nach gründlicher Vorbereitung legen wir 13.00 Uhr ab. Bei angenehm warmem Wetter und Sonnenschein passieren wir steuerbords die idyllische Bucht vor der Stadt Korfu, vor der die Costa Classica, ein Kreuzfahrtschiff, festgemacht hat. Unser Ziel ist der nur 17 Seemeilen entfernte Ort Petriti im Süden der Insel, an deren abwechslungsreicher Ostküste wir nun mit einer Marschgeschwindigkeit von etwa acht Knoten entlanglaufen. Die Küste ist von Hotels gesäumt, die wie das mondäne „Belvedere Kerkyra“ alle einen Badestrand direkt vor der Haustür haben….
Nach einem späten Mittagstisch an Bord mit Mais-Granatapfel-Salat, geröstetem Knoblauchbrot und Tomate-Mozzarella, ziehen weitab im Osten dunkle Wolken auf und es kündigt sich ein Gewitter an. Später dreht der Wind mit 5 Beaufort auf Südost und es bauen sich Wellen mit Schaumkämmen auf. Dank des im Boot verbauten „Roll Stabilizer Multisea II“ von Naiad Dynamics liegt das zehn Tonnen schwere Leihschiff stabil wie ein Brett auf dem Wasser und lässt sich auch in Fahrt gegen die Wellen nicht aus der Ruhe bringen. Als wir gegen 15.30 Uhr im kleinen Fischerhafen von Petriti einlaufen, kommen Wellenbrecher über die Pier und der Wind hat auf 6 Beaufort aufgefrischt. Wir finden einen freien Liegeplatz, legen „römisch-katholisch“ an und genießen unseren Nachmittagskaffee bei einem starken Platzregen, als der Himmel schon wieder heller wird … Petriti und sein pittoresker Hafen erweisen sich als perfekte Zwischenstation auf der Weiterreise in den Süden. In der urigen und preiswerten „Apaggio Taverna“ am Hafen lassen wir bei Moussaka und frittierten Meeresfrüchten den ersten Törnabend gemeinsam mit den beiden anderen Bootsbesatzungen ausklingen.
Tag 2, Montag, 12. Juni / Petriti-Lakka (Insel Paxos) / 13 Seemeilen
Gegen 5.30 Uhr – es ist noch stockfinster – weckt mich ein benachbartes Fischerboot, auf dem Mann und Frau ablegen. Ich drehe mich in meiner behaglichen Koje um und falle sofort wieder in den Schlaf. Um 9.00 Uhr zeigt sich erstes Leben an Bord. Vom Meer weht ein laues Lüftchen herüber, die Sonne scheint und der mediterrane Duft schmeichelt meiner Nase. Wir gehen den Tag ruhig und ohne Eile an, frühstücken genüsslich und verlassen dann mit den anderen Flottillenbooten den Hafen. 45 Minuten später erreichen wir die südliche Landzunge Korfus bei Molos/Lefkimmi. Wo früher Salz abgeschöpft wurde, bietet sich heute eine lange Sandbank zu einem Badestopp im türkisblauen Meer an. Wenn man das Echolot im Blick hat und aufmerksam Ausschau hält, kann man an diesem Archipel nichts falsch machen. Hinter Korfus Südspitze bei Kavos erreichen wir das offene Meer und nehmen Kurs auf die Insel Paxos, die schnell näher kommt. Wie von Skipper Menno vorhergesagt, streift uns auf diesem Teilstück unterwegs ein kräftiger Westwind, der aber 4 Windstärken kaum übersteigt. Schon um 14.30 Uhr, also nach dreieinhalb Stunden Gesamtfahrtzeit inklusive Badeaufenthalt, erreichen wir die atemberaubend schöne Bucht von Lakka auf Paxos, wo wir kurz darauf direkt an der Pier vor dem Meeresfrüchte-Restaurant „Arriva“ festmachen. Gegen Abend, die meisten Tavernen öffnen erst gegen 18.00 Uhr, kommen immer mehr Boote in die Bucht. Je tiefer die Sonne sinkt, desto mehr ist auf den kleinen Gassen und Plätzen los. Wir genießen das einmalige Flair in der „Taverna Nionios“, einem Restaurant mit typisch griechischer Küche, wo uns auch eine Führung an die Kochtöpfe und Auflaufformen geboten wird. Beim unverzichtbaren „Mythos“-Bier und Wein erleben wir einen ausgelassenen Abend mit Moussaka, Artischocken und Lamm in Tomatensoße. Der malerische Sonnenuntergang hinter der Bucht lässt sich von einem Hügel aus wunderbar fotografieren. Für Lakka sollte man sich Zeit lassen, denn es ist einer der schönsten Orte, die ich bisher gesehen habe. Auch für Urlauber und Touristen ohne Boot sind der Ort und die Insel empfehlenswert. Es gibt zahlreiche Quartieranbieter und im Hafen sind problemlos Mietboote zu bekommen, mit denen man schnell einsame Strände und Badebuchten erreicht. Hier sind wahre Traumurlaube möglich, für die man sonst mehrere zusätzliche Stunden im Flugzeug verbringen müsste – ein Geheimtipp!
Tag 3, Dienstag, 13. Juni / Lakka-Antipaxos-Mongonissi / 12 Seemeilen
Schon in der Frühe mache ich mich mit meinem Fotorucksack auf, um die Gegend zu erkunden. Ein Hügel bietet so eine tolle Sicht über die Bucht, dass man vor Freude weinen könnte. An Bord bereitet Thomas schon das Frühstück vor – leckere Croissants vom Bäcker mit Serrano-Schinken und Spiegeleiern. Nach einem Briefing legen wir gut gelaunt gegen 11.50 Uhr ab und umfahren zunächst die Insel Paxos gegen den Uhrzeigersinn in Richtung der Nachbarinsel Antipaxos, die ein Stückchen weiter südlich liegt. Mit acht Knoten laufen wir nun an einer fast zehn Kilometer langen Steilküste entlang, die die Götter hier aus dem Meer gehoben haben. Schroffe und hohe Felswände, riesige Höhlen und kitschig-blaue Grotten, dazwischen von Land aus schwer zugängliche Badebuchten, ziehen hier jeden Vorbeifahrenden in ihren Bann. Folglich sind jede Menge Ausflugsschiffe unterwegs. Die Wassertiefe unterhalb der Steilwände beträgt im Schnitt 50 bis 60 Meter und vereinzelt wagen hier Klippenspringer den Sprung ins Nass. Wie nach der Uhr schlägt gegen Mittag der Wind wieder auf Nordwest um und wir erreichen um halb Zwei die kleine und nur vier Kilometer lange Insel Antipaxos, auf der ganzjährig lediglich 50 Menschen leben. An der Nordostspitze der Insel gibt es zauberhafte Strände mit karibischem Flair. In den Bademonaten treffen hier täglich hunderte Boote und Ausflugsdampfer ein und es ist dann schwer, einen der begehrten Ankerplatz in Strandnähe zu finden. Wir haben Glück und erquicken uns im seichten und türkisblauen Wasser des „Mesovikra Beach“. Für Familien mit Kindern haben die griechischen Götter hier paradiesische Zustände geschaffen. Paxos-Urlauber können die fantastischen Buchten bequem mit Mietbooten erreichen! Nachdem wir ausgiebig geschnorchelt haben, heben wir den Anker und kehren zum südlichen Teil der Insel Paxos zurück, wo wir auf der Ostseite in der Bucht von Mongonissi in einem kleinen Hafen anlegen. Mongonissi selbst ist eine winzige Privatinsel, die nur durch einen etwa einen Meter breiten Graben von Paxos getrennt ist. Die Insel und der „Mongonissi Beach“ wird von der Familie Pan und Thea Keikidis bewirtschaftet, die hier neben einer Taverne auch einen Wohnmobil-Campingplatz und die Pensionszimmer „Paxos Bay Studios“ betreiben. Die einmalig idyllische und dabei „verborgene“ Lage, der Charme und die Gastfreundschaft der Inselbesitzer sowie die meist weit gereisten Gäste aus aller Welt machen Mongonissi zu einem Muss für Globetrotter und Skipper. Die traditionsbewusste Familie Keikidis bittet jeden Abend zum Tanz – und auf den Terrassen des Restaurants geht der Sirtaki ab. Es fühlt sich an wie eine europäische Parallelwelt, weit weg von jeglichem Alltagsstress, von Sorgen und Problemen. Das Restaurant liefert die bisher beste Moussaka und gegrillten Oktopus für 14 Euro. Ein großes Bier kostet fünf Euro. Bier und Wein liefern dann zugleich eine gute Grundlage, um das allabendliche Sirtaki-Fest des Wirts – es handelt sich um den Bruder von Pan Keikidis – besser zu verstehen. Er selbst nimmt dabei eine tragende Tanzrolle ein, das Publikum grölt und applaudiert.
Tag 4, Mittwoch, 14. Juni / Mongonissi-Gaios-Sivota / 19 Seemeilen
Nach dem vormittäglichen Briefing gehen wir mit der etwa 19 Seemeilen langen Route von Mongonissi über Gaios, der größten Stadt der Insel Paxos, nach Syvota auf dem griechisches Festland die längste Etappe des Törns an. Gaios, die wunderschöne „Inselhauptstadt“ von Paxos, entpuppt sich als eine Perle, die man gesehen haben muss. Die Hafeneinfahrt mit einer vorgelagerten Insel und eine mit bunten Häuschen gesäumte Pier entzücken. Wir machen fest und starten einen kleinen Bummel durch die engen Gassen des Ortes. Die Architektur erinnert an Italien. Regelrecht „vollgestopfte“ Schmuck- und Souvenirläden bieten schier unübersichtliche Warenmengen an und Trödelfreunden würde hier das Herz aufgehen. Im Hafen stehen auch kräftig motorisierte Mietboote bereit, mit denen man hier als Pensions- oder Hotelgast schnell eine Traumbucht erreichen kann. Spätestens in Gaios wird mir klar, dass mich mein nächster Kurzurlaub statt auf Mallorca nach Paxos führen wird. Diese unbeschreiblich schöne Insel muss man mehrere Tage am Stück genießen! Der weitere Weg nach Syvota, einem besonders bei Griechen sehr beliebten Badeort an der griechischen Festlandküste, führt geradewegs gen Nordosten, vorbei an den beiden Inseln Nisida Syvota/Mourtos mit dem „Blue Lagoon Beach“ und Nisida Agios. Auch wenn das fast unwirklich blaue Wasser zwischen den beiden Inseln zur Durchfahrt einlädt, sollte man angesichts einer Tiefe von kaum einem Meter schon den Versuch unterlassen. Einmal um die Inseln herumgefahren, findet man jedoch famose Ankerplätze. Bevor wir in den Hafen von Syvota einlaufen, springen wir in so einer Traumbucht ins Wasser. Nachmittags machen wir bei gleißender Sonne und brütender Hitze in Syvota fest. Hier haben wir Gelegenheit, unseren Frischwasservorrat aufzufüllen, denn die gebunkerten 1.000 Liter sind durch mehrmals tägliches Duschen fast aufgebraucht. Syvota bietet eine Vielzahl von Tavernen und Geschäften, in denen man die Vorräte auffüllen kann. Die Hafenpromenade erinnert an typische Touristen-Küstenorte. Auch hier gibt es viele Bootsanbieter, und Mietboote sind jederzeit unkompliziert zu haben. Für Charteryacht-Crews ist Syvota mehr Versorgungsstation als Ausflugsziel. Die spannenden Buchten und idyllischen Plätze liegen jedoch nur wenige Meter neben der Hafenausfahrt und sind einen Abstecher wert.
Tag 5, Donnerstag, 15. Juni / Syvota-Sagiada / 18 Seemeilen
Die vorletzte Etappe soll uns von Syvota in den kleinen Hafen von Sagiada bringen, der auf dem Festland der Stadt Korfu genau gegenüber liegt. Schon am frühen Morgen knallt die Sonne und der Tag verspricht wieder heiß zu werden. Erst gegen Mittag sind wir bereit zur Abfahrt und lösen die Leinen. Der Weg führt uns am großen Fährhafen von Igoumenitsa vorbei, von wo Fähren und Ausflugsschiffe nach Korfu und zu den anderen Inseln ablegen. Wer auf dem Landweg nach Korfu will, der muss in Igoumenitsa auf eine Fähre gehen. Wir lassen den Ort in Sichtweite steuerbords liegen und laufen eine nördlich liegende Bucht an. Unser Smut Thomas zeigt als passionierter Hobbykoch mal wieder, was er drauf hat, und zaubert zum Lunch eine Komposition aus gebratenen Auberginen, Avocados und Sesampaste – herrlich! Nach dem Essen hat Skipper Menno einen ganz heißen Ort im Programm. Nur wenige Meter, bevor der Fluss Kalamas vom Festland in das Meer mündet, besuchen wir das frivole Strandresort „Bukabuka“, eine maritime Grillbude mit glutheißem Strand. Hierhin zieht es junge Leute aus ganz Europa, die meist mit Schiffen von Igoumenitsa zu Tagesausflügen hierher kommen. Die Sonne, das Meer und ein paar weitere Zutaten sorgen bei den Globetrotter-Kids auf Klassenfahrt für echte Freudensprünge und intensive Wahl-Bekanntschaften. Bei unserem Besuch tummeln sich auf dem Party-Archipel gerade polnische Jugendliche, die einen äußerst verzückten Eindruck machen. „Bukabuka“ wird seinem Namen also auf jeden Fall gerecht. Pünktlich um 15.00 Uhr kommt unser Tagesziel Sagiada in Sicht. Wir vermerken: Wind 2 Bft., Wasser 24°C, Luft 26°C und gefühlt sehr heiß, Deshalb gehen wir noch ein Stündchen vor Anker und kühlen uns quasi in Reichweite der nur fünf Meter breiten und damit sehr schmalen Hafeneinfahrt ab. Zwei Stunden später machen wir in der Marina fest. Sagiada liegt unmittelbar vor der Grenze zu Albanien. Der Hafen ist ein ziemlich schmuckloser Ort. Es gibt eine Polizeistation, acht Tavernen und nur Flaschenbier. Statt Moussaka kredenzt man hier jede Menge frischen Fisch, den man sich im Urzustand an Kühltheken aussuchen kann. In den Tavernen des Hafens lassen sich grandiose Sonnenuntergänge beobachten und irgendwie fasziniert hier der Charakter eines verlorenen Ortes, den die kargen und kahlen Berge Albaniens noch unterstreichen.
Tag 6. Freitag, 16. Juni / Sagiada-Marina Gouvia/ 17 Seemeilen
Nach dem Tagesbriefing gehen die drei Boote unserer Flottille um 12.00 Uhr mittags unter wolkenlosem Himmel die letzte Etappe zum Ausgangspunkt unserer Reise an. Schon wenige Minuten später erreicht uns der Hilferuf der Charteryacht „Danai“, einer 8,60 m langen Aloa 28, die ein Maschinenproblem hat. Spätestens in dieser Situation wird klar, warum eine Flottillenbegleitung sinnvoll sein kann. Recht schnell kann der Fehler im System behoben werden, und schon geht es weiter. Als Sagiada und die Berge Albaniens im Kielwasser zurückbleiben, kreuzt die Superyacht „Axioma“ unseren Kurs. Majestätisch daherkommend, schippern diese schwimmenden Luxus-Trutzburgen mit Besatzungen umher, die wir wohl niemals zu Gesicht bekommen. Die 72 Meter lange, 68 Millionen teure und 2013 auf der türkischen Werft „Dunya Yachts“ gebaute Yacht bietet unfassbar viel Wohnraum für zwölf Personen und soll einem russischen Eigner gehören. Inhaber dicker Geldbeutel können das Schiff für runde 600.000 Euro pro Woche chartern. Als wir gegen 16.00 Uhr wieder in der Marina Gouvia festmachen, geht für mich eine kurze, aber intensive Reise zu Ende, die ich Motorbootfans unbedingt weiterempfehlen muss und von der ich heute noch schwärme. Der perfekte Service, die absoluten Revierkenntnisse und der familiär-freundliche Umgang bei OCC Yachting machen Chartern im Ionischen Meer zu einem ganz besonderen Erlebnis. Bei einer Gesamtstrecke von nur 92 Seemeilen, einer Gesamtfahrtzeit von knapp 22 Stunden und einer durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit von 8,2 Knoten hat unsere von zwei 75-PS-Yanmar-Saildrives angetriebene OCC Cruiser unterm Strich nur 170 Liter Diesel verköstigt. Korfu und das Ionische Meer – mehr als ein Geheimtipp!