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Catamaran Cheetah Marine 7.9

TEST Catamaran CHEETAH MARINE 7.9

Von Profis für Profis

Seit 1991 baut die kleine Cheetah-Werft am Strand von Ventnors im Süden der britischen Isle of Wight robuste Motorkatamarane, die Kenner als ideale Arbeitsboote zu schätzen wissen. Neuerdings auch in Deutschland erhältlich, haben wir den Catamaran Cheetah Marine 7.9 auf der Kieler Förde getestet…

Werftgründer Sean Strevens verbrachte seine Kindheit auf einer Erdbeerfarm am Ärmelkanal. Nach dem High-School-Abschluss begann er, Meeresbiologie zu studieren, kehrte jedoch wieder nach Ventnors zurück, um an der rauen englischen Küste seinen Lebensunterhalt mit kommerziellem Fischfang zu verdienen. Doch schon bald ließ ihn die Unzufriedenheit mit seinem damaligen Boot an einer seetüchtigeren und stabileren Lösung tüfteln. Anno 1989 entwickelte Strevens seinen ersten Cheetah-Catamaran. Schnell wurde das Konzept des robusten und sicheren Arbeitsbootes von den einheimischen Fischern angenommen. In 1991 lief dann die Serienproduktion der Katamarane an. Zu jener Zeit trat auch die hübsche blonde Lucy in Seans Leben, die auf der Isle of Wight geboren wurde und später in Southampton Ozeanographie studierte. Über die Liebe zum Meer und zu den Booten kamen sich die beiden näher, und während Sean bis heute die Katamarane entwirft, kümmert sich Lucy um deren Vertrieb. Außerdem bewirtschaftet das Paar einen Ferienbauernhof und organisiert See-Safaris mit Makrelenangeln und Einblicken in den Hummerfang.

Mit dem Catamaran Cheetah Marine 7.9 auf der Kieler Förde

Ein wesentliches Merkmal der Doppelrumpf-Boote ist die absolute Individualität eines jeden Exemplars. So werden diese handlaminierten Modelle stets auf die Anforderungen des jeweiligen Kunden zugeschnitten. Bisher liefen über 500 Cheetah-Einheiten vom Stapel und wurden weltweit verkauft. Dabei bewegt sich die aktuelle Range von der 6-m-Serie bis zur 11,2-m-Serie. Sehr populär ist die 7.9-m-Baureihe, die sich für eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten anbietet. Seitentüren auf allen Booten machen die unverwüstlichen Kreuzer zudem noch rollstuhlgerecht. Ob für hydrografische Untersuchungen, Tauch- oder Arbeitseinsätze, als Patrouillen- oder Angelboot – die Geparden lassen sich optimal zur individuellen Verwendung ausrüsten.

Am Heck sind hier zwei je 150 PS starke Yamaha-Außenborder verbolzt

Von den Cheetah-Cats überzeugt ist auch der Lieferant unseres Testbootes, Peer-Ole Köhnen vom PK-Yachtservice aus Kiel-Dänischenhagen. Als professioneller Dienstleister für Segelregatten wie die Kieler Woche bringt er auch Kamerateams und Fotografen samt deren schwere Ausrüstung aufs Wasser und agiert als Verfolger- oder Sicherungsboot. „Der Katamaran bietet eine viel bessere und sicherere Standfestigkeit als normale Einrümpfer oder RIBs. Doch nicht nur für Film- und Fotoaufnahmen ist der Kat ein ideales Arbeitsboot, er lässt sich universell einsetzen und bietet eine hohe Sicherheit“, so der deutsche Importeur.

Gewerbliche Marine-Profis wie Peer-Ole Köhnen vom PK-Yachtservice schätzen Cheetah-Catamarane

Auf den ersten Blick wirkt die Catamaran Cheetah Marine 7.9 eher nüchtern, auf den zweiten Blick erkennt man jedoch das praktische Arbeitsboot, das keine Ecken und Kanten hat und Solidität vermittelt. Wer das Grundpaket für 57.484 Euro erwirbt, der kann darauf nach seinen Wünschen aufbauen. Hier sei vermerkt, dass das Pilothaus auch in verschiedenen Längen und Varianten geordert werden kann. Für Angler ist steuerbords ein Gangbord zum Bug und auch ein zweiter Steuerstand möglich. Ein redundantes Antriebssystem sorgt für Funktions- und Betriebssicherheit. So prangen am Heck des Testbootes zwei je 110,3 kW (150 PS) starke Yamaha-Vierzylinder-Außenborder, von denen jeder aus einem separaten 150-l-Kraftstofftank gespeist wird. Beide Tanks gibt es zusammen optional in Alu-Ausführung, die allerdings mit 4.498 Euro zu Buche schlägt. Interessant ist der Zugang zu den Tankeinfüll-Öffnungen, die sich in zwei dicken GFK-Zylindern im Heckbereich des 285 cm langen und 258 cm breiten selbstlenzenden Cockpits befinden. Zwei beidseitig große Lenzöffnungen sorgen für sofortigen Abfluss von übergehendem Wasser und die innere Freibordhöhe von 75 cm für Sicherheit. Ein auf dem Deck verschraubter Staukasten mit Doppel-Klappsitzbank für 2.339 Euro nimmt die Fender auf. An dieser Stelle sei auch die steuerbords installierte, 55 cm breite und praktische „Rescue Door“ erwähnt, die für zusätzliche 3.002 Euro erhältlich ist. Schiffbrüchige können hier per Rettungsleiter an Bord genommen werden – oder Taucher von Bord gehen. Das funktionale, 190 cm hohe, 200 cm lange und 185 cm breite Pilothaus mit zwei hervorragend gedämpften Offshore-Einzelsitzen auf je zwei Konsolen, beidseitig zu öffnenden Seitenscheiben und einer 150 cm breiten und 100 cm hohen dreiteiligen Frontscheibe sorgt für gute Rundumsicht und Schlechtwetterschutz. Bedarfskojen oder gar eine Toilette sind auf dem 790-er-Gepard nicht zu finden, doch es bieten sich durchaus Individuallösungen. Der Steuerstand hat genügend Platz für Zusatzinstallationen und wirkt beim Testboot mit Kompass, Simrad-Display, Yamaha-Controller, Funkgerät und Doppel-Schalteinheit nicht überfrachtet. Es sei darauf hingewiesen, dass der PK-Yachtservice Käufern für individuelle Ausstattungs- und Einbauwünsche im Sinne von „Custom Made“ mit Sach- und Fachverstand zur Seite steht. Wer die Basisversion erwirbt, hat alle Möglichkeiten, daraus „sein“ Boot zu machen. Das dürfte für gewerbliche Anwender, Behörden, Trollingangler oder ambitionierte Skipper interessant sein.

Steuerbords befindet sich eine Rettungstür, die sich auch für den Einsatz von Tauchern eignet
Das großzügige Cockpit kann je nach Einsatzzweck individuell ausgerüstet werden
Die Sitzbank kann variabel verstellt werden und bietet zugleich ein Staufach

Wie sieht es mit den Laufeigenschaften aus? Am Testtag weht der Wind mit maximal drei Beaufort und die See der Kieler Förde bewegt sich nur wenig. Den Gang eingekuppelt, und schon zeigen die 2 x 150 Yamaha-PS am Heckspiegel bei 600 min-1 und 3,4 Knoten, wohin die Reise gehen könnte. Dabei ist es mit 63 dB(A) noch angenehm leise. Bei 2.500 min-1 heben sich die Rümpfe kraftvoll aus dem Wasser und das Boot geht bei 14,6 Knoten sanft in die Gleitphase über. Mangels natürlichen Kabbelwassers soll die etwa 1,30 m hohe Heckwelle eines Frachters schwerere See simulieren, die kühn mit etwa 4000 min-1 und damit verbundenen 26,1 Knoten angesteuert wird. Der Gepard nimmt die erste Welle ohne einzutauchen, schlägt in das Wellental ohne Wasser zu übernehmen und setzt seine Fahrt unbeirrt und kursstabil auf dem folgenden Wellenkamm fort – wow! Dieses Boot ist offensichtlich schwer aus der Fassung zu bringen und vermittelt in jeder Hinsicht ein hervorragendes Sicherheitsgefühl. Hier sei angemerkt, dass die Manövriereigenschaften eines Katamarans etwas anders als bei einem Einrümpfer sind und schnelle enge Kreise und Kurven nicht so direkt gefahren werden können. Dass man das Boot mittels Doppelmotorisierung jedoch auf der Stelle drehen kann, versteht sich von selbst. Die maximale Geschwindigkeit erreichen wir bei 6000 min-1 und ordentlichen 37,4 Knoten, also fast 70 km/h. Das enorm sichere Fahrfeeling macht unsere Testkandidatin zum idealen Mehrzweck-Kreuzer in küstennahen Gewässern, und auch Angelfreunde dürften damit jede Menge Spaß haben. Dass der unter 8,00 m lange Kunststoff-Entwurf dazu mit einer Sondergenehmigung noch per Straßentrailer transportiert werden kann, erweitert seine Einsatzmöglichkeiten.

Der stabile Doppelrümpfer kann besonders im Rauwasser seine Trümpfe ausspielen

Zusammenfassend kann man der Cheetah Marine 7.9 ein mustergültiges Zeugnis ausstellen. Qualität, Fahreigenschaften sowie zahlreiche Optionen zum individuellen Ausbau lassen kaum Wünsche offen. Der Grundpreis von 57.484 Euro für das solide doppelrümpfige Basispaket scheint angemessen, Motorisierungswünsche bleiben dem Kunden überlassen. Wer primär auf Sicherheit setzt, der kann mit der Cheetah Catamaran 7.9 auf jeden Fall punkten.

Nord Star Patrol 32

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