CHARTERTÖRN Mit dem Charterboot im Havelland
Mit dem Charterboot im Havelland – Abseits der bekannten Urlaubs- und Wassersportreviere erkundeten wir idyllische Flusslandschaften in beinah unberührter Natur. Wer in der Hochsaison langen Wartezeiten an Schleusen, überfüllten Häfen und starkem Sportbootverkehr aus dem Weg gehen möchte, dem sei eine Rundfahrt abseits ausgetretener Pfade empfohlen. Nach der „Großen Berliner Umfahrt“, bei der eine 125 Kilometer lange Teilstrecke auf dem Grenzfluss Oder zurückgelegt werden muss, interessierte uns diesmal die Erkundung des sogenannten Elbe-Havel-Winkels, der nicht nur unter Naturfreunden als Geheimtipp gilt. Ein hierbei zu befahrender und 65 Kilometer langer Elbe-Abschnitt hat einen ganz eigenen Reiz. Wir waren mit dem Charterboot im Havelland…
Bei unserer Törnplanung half ein kleines Studium der Thementouren von Yacht Charter Heinzig. Die Firma hat auch eine „Elbe-Tour“ Angebot. Auf neun Tage angelegt, erlebt man bei dieser geführten Tour die Doppelschleuse Hohenwarthe, die Querung der Elbe auf der längsten Kanalbrücke Europas im Mittellandkanal und danach die Abstiegsschleuse Rothensee in Richtung Magdeburg. Doch quasi auf „Dienstfahrt“ und an einen knappen Zeitraum von fünf Tagen gebunden, verzichteten wir auf den sicherlich recht interessanten Abstecher nach Magdeburg und nahmen einen Kurzaufenthalt in Tangermünde in die Törnplanung auf. Darüber hinaus hatte Charterunternehmer Wolfgang Heinzig ein paar wertvolle Tipps zur Befahrung der Elbe und bezüglich der machbaren Streckenlängen parat. Im Gegensatz zu den langen Etappen der „Großen Berliner Umfahrt“ sollten die Tagesetappen diesmal kürzer ausfallen, um mehr Zeit für die Erkundung des Festlandes zur Verfügung zu haben. So inspiriert von Erzählungen, Erinnerungen und Tourismuswerbung, wurde das kleine Vorhaben „Flusslandschaft Elbe und Untere Havel“ schließlich konkret. Mit einer Gesamtlänge von über 250 Kilometern, neun Schleusen und vier Übernachtungen erschien uns der Törn im Wochenzeitraum von Montag bis Freitag machbar. Mit dem auf der Heinzig-Webseite für jedermann kostenlos zugänglichen „Aqua Sirius Reise-Informationssystem“ konnten wir den Törnverlauf noch vor Antritt punktgenau festlegen, ohne dass wir uns später unbedingt an diese Vorplanung zu halten hätten. Je nach verfügbarer Reisezeit ist die „Aqua Sirius“-Törnplanung für das Törn-Zeitmanagement sehr zu empfehlen. Ausgangspunkt der Tour war der besagte Yachthafen Ringel in Töplitz, wo sich am Ufer des Zernsees die Charterbasis von Yacht Charter Heinzig befindet. Bereits am Abend zuvor richteten wir uns auf der 11,40 Meter langen „Comtesse“, einer Gruno 35 CR, häuslich ein und machten uns mit dem von Yacht Charter Heinzig zur Verfügung gestellten Charterschiff vertraut. Schon am Vorabend des Törns fieberte die fünfköpfige Besatzung der spannenden Flussfahrt mit dem Charterboot im Havelland entgegen …
Tag 1, Montag, Töplitz-Genthin, 60 km, 2 Schleusen
Pünktlich um 8.00 Uhr legen wir in Töplitz ab. Da uns das Revier weitgehend unbekannt ist, wird die Fahrtzeit nicht allzu knapp bemessen. Vor uns liegen heute 60 Kilometer Flussfahrt mit zwei Schleusen. Das Wetter zeigt sich mit blauem Himmel von seiner besten Seite, die Havel ist glatt wie ein Ententeich. Schon nach 40 Minuten erreichen wir den Güttinsee und damit auch die Einmündung des Sacrow-Paretzer-Kanals in die Mittlere Havel. Hier bietet sich ein imposantes Naturschauspiel, denn der für Boote nicht zugängliche Güttinsee wird von tausenden Wasservögeln als Rastplatz genutzt. Bei 1.300 min-1 und damit verbundenen 9 km/h Marschgeschwindigeit setzen wir unsere Fahrt durch eine weite Flussauenlandschaft mit kleinen Buchten fort. Leise und mit sonorem Klang blubbert der 69,9 kW (95 PS) leistende Solé-Sechszylinder-Diesel vor sich hin. Vorbei am malerischen Havelstädtchen Ketzin mit seiner traumhaften Lagunenlandschaft geht es über den Trebelsee, an der backbords liegenden Basis von Fichtner Marine entlang durch das Landschafts- und Vogelschutzgebiet „Mittlere Havelniederung“ in Richtung Brandenburg. Etwa bei Kilometer 44 kommt der an einen trigonometrischen Punkt erinnernde Aussichtsturm auf dem Götzer Berg ins Blickfeld. Nun schlängelt sich die Havel im weiten Bögen und Dutzenden Nebenarmen dahin. Abweichungen vom Kurs sind eigentlich ausgeschlossen, denn das Fahrwasser ist ausreichend breit und gut betonnt. Gegen Mittag erreichen wir nach drei Stunden Fahrt und 30 Kilometern Strecke die Vorstadtschleuse Brandenburg, bei der wir uns zuvor telefonisch angemeldet haben. Der freundliche Schleusenwart verspricht eine kurze Wartezeit. Genau um 12.00 Uhr passieren wir die erste Schleuse unserer fünftägigen Reise. Nach der etwa 1,20 Meter tiefen „Talfahrt“ kommen wir in den 5,5 km langen Silowkanal, der den natürlichen Flusslauf der Havel durch die historische Altstadt Brandenburgs umgeht. Danach überqueren wir den Plauer See, lassen jedoch das Städtchen Plaue rechts liegen. Statt hier wie gemeinhin üblich über die Havel weiter nach Norden zu fahren, steuern wir hinter dem Grossen Wendsee die Einfahrt des Elbe-Havel-Kanals an, die wir um 13.30 Uhr erreichen. Der insgesamt 56 Kilometer lange Elbe-Havel-Kanal wurde 1743 bis 1745 vom „Alten Fritz“ erbaut und verbindet die Havel bei Plaue mit der Elbe bei Niegripp. Zehn Minuten später stehen wir vor der Schleuse Wusterwitz, die praktisch verzögerungsfrei passieren können. Der Hub geht rund vier Meter nach oben und danach erwarten uns 16 Kilometer unspektakuläre Kanalfahrt bis zum Tagesziel in Genthin. Die 11.000-Einwohner-Kleinstadt in Sachsen-Anhalt, in der bis 2009 vom Henkel-Konzern das DDR-Waschmittel „Spee“ hergestellt wurde, empfängt uns steuerbords mit moderner Industriearchitektur eines Granulat-Produzenten und backbords mit gepflegten grünen Uferanlagen. Wir machen bei Kilometer 363 im kleinen Sportboothafen „Stadt Genthin“ fest… (Auszug)
Tag 2, Dienstag, Genthin-Havelberg, 72 Kilometer, 2 Schleusen
Nach einer entspannten ersten Nacht verlassen wir am nächsten Morgen um 09.00 Uhr den Sportboothafen Genthin. Vor uns liegt die mit zwei Schleusen und einer Strecke von 72 Kilometern längste und technisch anspruchvollste Etappe unserer Flussfahrt – wir wollen über die Elbe nach Havelberg. Nach knappen zwei Stunden Fahrt und reichlich Gegenverkehr der Berufsschifffahrt laufen wir im Pareyer Verbindungskanal in die Schleuse Parey ein, nur wenige Meter dahinter liegt die Elbe. Zu unserem Erstaunen beträgt der sonst 1,00 bis 5,00 Meter große Hub der Schleuse nur wenige Zentimeter nach unten. Ursache war der niedrige Wasserstand der Elbe, deren Fahrwassertiefe im Mittel nur 180 Zentimeter betrug. Beinahe andächtig fahren wir bei grandiosem Wetter und Sonnenschein am Elbekilometer 372 in den mit etwa 4 km/h Strömungsgeschwindigkeit dahinfließenden Fluss ein, auf dem uns Schwäne und andere Wasservögel empfangen. Wie bei unserem Oder-Törn müssen wir ab jetzt die Befahrensregeln beachten. Wie die Oder hat auch die Elbe ein dynamisches Geschieberegime, bei dem sich Geschiebemergel und Sand temporär ablagern und den Fahrinnenverlauf verändern. Neben der üblichen Betonnung sind vor allem Balken und Vollzeichen an den beiden Ufern zu beachten. Ein Fahrrinnenwechsel von einem zum anderen Ufer wird talwärts durch schräg gestellte Balkenkreuze backbords und senkrecht gestellte Balkenkreuze steuerbords gekennzeichnet. Die Fahrrinnenlage wiederum wird backbords durch ein grünes Vollzeichen und steuerbords durch ein rotes Vollzeichen markiert. So fährt man einen Zick-Zack-Kurs bis zum nächsten Fahrrinnenwechsel auf der mit dem jeweiligen Vollzeichen markierten Uferseite. Hierbei kann man kaum Fehler machen und sollte die Ufer stets im Auge behalten. Allerdings sollte man auch den jeweiligen Wasserstand beachten, der die Sichtbarkeit von Buhnen behindern kann. Bei Niedrigwasser sind die Buhnen gut zu sehen, bei Hochwasser eher nicht.
Wir halten unsere Drehzahl von 1.300 min-1 bei und daraus ergibt sich eine Reisegeschwindigkeit von 13 km/h. Gegen 11.20 Uhr passieren wir die Motorfähre „Ferchland-Grieben“, die nach fast fünfzig Jahren Unterbrechung erst 1998 wieder ihren Betrieb aufnahm. Sie verbindet hier über die Kreisstraße 1196 die Landkreise Jerichower Land und Stendal. Exakt eine Stunde später erreichen wir schon unser Zwischenziel, den Stadthafen Tangermünde. Die atemberaubende Kulisse der Kaiser- und Hansestadt wird von einer Burg bestimmt, die Kaiser Karl IV. (1316-1378) im Jahre 1373 zu seiner Nord- und Nebenresidenz zum Hradschin in Prag erhob. Die von einer dicken Stadtmauer umgebende Altstadt von Tangermünde muss man gesehen haben. Theodor Fontane setzte der charmanten Stadt ein Denkmal. Heute liebevoll restauriert, ist hier das Mittelalter greifbar. Obwohl der Stadthafen über ein fast 700 Meter langes Bollwerk verfügt, müssen Sportboote am Steg des Tangermünder Wassersportvereins festmachen. Je nach Tiefgang des Bootes ist das leider nicht immer möglich. Eine Kreidetafel zeigt den aktuellen Tiefgang am Steg an. Bei unserem Besuch waren es 0,70 m. Zu wenig für die „Comtesse“ – wir drehen also wieder bei. Bis zum Abzweig in die Havel bei Havelberg liegen jetzt noch 37 Kilometer und gleich drei sogenannte „Gierseilfähren“ vor uns. Diese Gefährte hängen an einem mitten in der Elbe verankerten Stahlseil und lassen sich nur mit der Wirkung des Ruders und der Strömung von einem zum anderen Ufer treiben. Die Fähren dürfen nur passiert werden, wenn sie auf ihrer Heimatseite festliegen! Die jeweilige Heimatseite wird am Ufer rechtzeitig durch ein blaues Schild mit weißer Fähre gekennzeichnet. Je nach Lage der Fähren, die mit dem Fernglas auszumachen ist, sollte man entweder zügig vorbeifahren oder rechtzeitig aufstoppen. Liegt die Fähre an der Heimatseite still, muss sie den Bootsverkehr vorbei lassen. Punkt 13.45 Uhr passieren wir die Fähre Arneburg. Kurz darauf kommt die gut markierte Flachwasserstelle bei Dachau in Sicht. Am Kilometer 412 erleben wir ein weiteres beeindruckendes Naturschauspiel… (Auszug)
Tag 3, Mittwoch, Havelberg-Grütz, 30 Kilometer, 2 Schleusen
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Brötchenservice legen wir wiederum bei Sonnenschein in Havelberg ab. Da die längsten Etappen hinter uns liegen und die Besatzung wegen des frühen Aufstehens „meutert“, können wir die verbleibenden 120 Kilometer Gesamtstrecke nun entspannter angehen und die Flusslandschaften der Unteren Havel so richtig genießen. Die Landschaft ist geprägt von weiten Auen und Luchen, der Fluss nimmt seinen Verlauf auf der direkten Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Wir vermerken eine ordentliche Strömung, die unserem Schiff etwas Kraft raubt. Obwohl der Drehzahlmesser bei 1.400 min-1 eine Geschwindigkeit von 9,5 km/h anzeigt, machen wir nach GPS nur eine Fahrt von 7,8 km/h über Grund. Zudem bläst uns ein kräftiger Gegenwind von etwa 4 Bft. ins Gesicht. Überhaupt sind wir erstaunt, wie der Wasserstand der Elbe hier die Strömung und Fließrichtung der Havel beeinflusst. Je nach Elbe-Wasserstand soll sich bei Havelberg die Fließrichtung der Havel sogar umkehren oder stillstehen. Wir nähern uns dem Künstlerdorf Strodehne, dessen Beschaulichkeit neben dem von der NABU-Stiftung übernommenen Naturschutzgebiet „Gülper See“ schon viele Maler und Fotografen inspirierte. Neben zahlreichen im Ort ansässigen Künstlern lebte im knapp 240 Einwohner zählenden Strodehne auch der 2011 verstorbene Maler Bernhard Heisig, einer der bekanntesten Maler der DDR. Eine vom Rostocker Bildhauer Jo Jastram gefertigte Büste Heisigs erinnert auf dem kleinen Strodehner Friedhof an den berühmten Maler der „Leipziger Schule“. Der Wasserwanderrastplatz Strodehne am Kilometer 131 bietet sich für Natur- und Kunst interessierte Skipper gleichermaßen an. (www.strodehne.de). Um nun weiter in Richtung Rathenow zu kommen, muss bereits zuvor der rechte Abzweig nach der Brücke am Kilometer 132 genommen werden. Ein Schild weist Sportboote in Richtung der Schleuse Garz. Hier darf man sich von dicker grüner Entengrütze auf dem etwa 2,5 km langen Schleusenkanal Garz nicht irritieren lassen. Ja, hier muss man wirklich durch! Vor der Schleuse gibt es rechts eine Einfahrt zum Hafen Garz, der allerdings nur 80 Zentimeter tief ist. Hinter der Garzer Schleuse vermerken wir eine weitere Zunahme der Strömung. Eine knappe Stunde später passieren wir das Dörfchen Molkenberg, das mit einem hübsch gelegenen Sportbootsteg aufwartet. Ein sehenswertes Kirchlein und das Restaurant „Klapperstorch“ werben um Gäste. Nach Molkenberg wird der Fluss breiter und die weite Landschaft bietet eine große Windangriffsfläche. Wir fahren quasi nicht mehr unter Land und bestaunen abgebrochene Bäume, Weiden, Totholz und bizarre Baumfragmente. Hin und wieder säumen Angler die Ufer und junge akademische Insektensammlerinnen schwingen ihre Insektenkescher. Frühnachmittags warten wir auf die Schleusung in Grütz, 25 Minuten später geht das Tor auf. Beim Anblick der danach folgenden „Havelboot-Marina“ in Grütz werfen wir alle Vorsätze über Bord und machen schon 12 Kilometer vor unserem Tagesziel Rathenow fest. Die Mannschaft ist erstens durstig und will zweitens unbedingt in der Havel baden. Mit Zustimmung des überaus freundlichen Marina-Chefs machen wir längsseits des Fahrgast- und Restaurantschiffes „MS Sonnenschein“ fest. Die Badeleiter wird ausgeklappt und schon ist die halbe Crew im Fluss verschwunden, wo sie sich sofort über die immense Strömung wundert. Zur Sicherheit werfen wir am Heck noch eine „Badeleine“ für die kraftlosen Gegenstrom-Schwimmer aus. Ich mache einen Spaziergang durch den kleinen Ort, der besonders für Hobby-Archäologen interessant sein dürfte. Bei der Sanierung des Dorfplatzes vor vier Jahren wurden steinzeitliche Siedlungsplätze, Feuerstellen und Scherben von Gebrauchskeramik entdeckt. Eine Infotafel am Dorfplatz dokumentiert die archäologische Funde und die Geschichte des Ortes. Trotz Myriaden von Mücken und Insekten lassen wir den Abend gemütlich auf dem Achterdeck der Gruno 35 CR ausklingen und sind uns einig, dass diese charmante Marina immer einen Besuch wert ist. (www.havelboot.de)
Tag 4, Donnerstag, Grütz – Brandenburg, 57 Kilometer, 2 Schleusen
Etwas wehmütig blicken wir auf die Havelboot-Marina zurück, als wir morgens von der „MS Sonnenschein“ ablegen. Wieder meint es das Wetter gut mit uns und das nächste Ziel heißt Rathenow. Vorbei am Hohennauener Kanal, erleben und genießen wir eine wunderbare und naturnahe Flusslandschaft. Gegen 10.00 Uhr erreichen wir den Stadtkanal von Rathenow, der „Stadt der Optik“. Ab Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich etwa 300 Unternehmen der optischen Industrie in der „Brillenstadt“ Rathenow an. Heute ist die Fielmann AG einer der größten Arbeitgeber in der Region. Pro Tag werden hier etwa 19.000 Brillengläser gefertigt und 2016 lieferte Fielmann hier acht Millionen Brillenfassungen aus. Zahlreiche Denkmale, eine bewegte Geschichte und die Nähe zum Naturpark Westhavelland geben der 24.500 Einwohner-Stadt einen unverwechselbaren Charme, dem man sich besonders in der Altstadt nur schwer entziehen kann. Ohne Wartezeit geht es durch die malerische Stadtschleuse unweit des „Denkmals für den Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) und den pittoresken Stadthafen. Hinter Rathenow wird es etwas frischer und der Himmel bewölkt sich. Die Uferlandschaft zeigt sich von einer wilden Seite, hin und wieder lugen die Türme kleiner Kirchen über dem Schilf hervor. Am Kilometer 93 heißt es: „Herzlich willkommen im Milower Land!“ Ein auf einer Landzunge befindlicher Anleger lädt in den Gasthof Milow ein, wo sich nebenan in der „Havelresidenz“ auch Pensionen und Ferienwohnungen befinden. (www.gasthofmilow.com). Unsere weitere Fahrt durch den Naturpark Westhavelland bringt uns in respektabler Sichtweite vorbei am ehemaligen DDR-Chemiestandort Premnitz zur Uferanlage Bahnitz. In die bald folgende Schleuse Bahnitz können wir wieder direkt einfahren – und es beginnt erstmals zu regnen … Zwei Paddler schieben sich hier so knapp vor das Ausgangstor der Schleuse, dass sie vom fernbedienenden Schleusenwart über die Lautsprecheranlage zur Räson gebracht werden – Kentergefahr! Kaum aus der Schleuse heraus, wird das Wetter wieder freundlich und bis Plaue sind es nur noch 13 Kilometer. Mittags lassen wir schon die Marina Havelsee und die Seilfähre von Pritzerbe im Kielwasser zurück. Über den Tieckowsee geht es jetzt nach Plaue, einem brandenburgischen Wassersport-Eldorado. In der steuerbords liegenden Marina Brandenburg-Plaue haben die Firmen Aquare Charter GmbH, Yachtcharter De Drait oder Brauckmann Boote ihre Basen. Die Marina ist mit Booten und Hausbooten förmlich vollgestopft. Hinter der Brücke der Bundesstraße 1 liegt das Schloss Plaue im Dörnröschenschlaf und nur wenige Minuten später sind wir dort, wo wir am Anfang auf dem Plauer See in Richtung Elbe-Havel-Kanal abgebogen sind. Und weiter geht es mit dem Charterboot im Havelland…
Tag 5, Freitag, Brandenburg – Töplitz, 31 Kilometer, 1 Schleuse
Die letzte Etappe unserer Fahrt und damit die Heimfahrt in den Yachthafen Ringel in Töplitz steht an. Um 9.50 Uhr starten wir den Diesel, legen mit Bug- und Heckstrahler-Unterstützung ganz souverän ab und sind bereits wenige Minuten später wieder an der Vorstadtschleuse Brandenburg angelangt. Diesmal geht es nach oben, während es auf der anderen Seite der Doppelkammerschleuse für ein Schubschiff nach unten geht. Nach der Schleuse genießen wir bei herrlichem Wetter die finalen Kilometer unserer fünftägigen Tour. Wir laufen mit verringertem Tempo über den Schmergower See und den Trebelsee. Auf dem Wasser ist der vergehende Sommer zu spüren. Überall sammeln sich Zugvögel, die Luft wird kälter. In der Ketziner Havel treibt so viel Kraut im Wasser, dass wir das lästige Gemüse erst einmal per Rückwärtsgang abschütteln müssen, um wieder normale Fahrt aufnehmen zu können. Bald darauf befahren wir die Potsdamer Havel, um dann wieder den Güttinsee unter den Kiel zu nehmen. Wie geplant, erreichen wir um 14.00 Uhr den Steg von Yacht Charter Heinzig – und unsere Fahrt ist zu Ende. Bei einem Anlege-Bierchen sind sich alle einig, dass man diese Tour und auch das schöne und komfortable Mietboot unbedingt empfehlen kann. Und ganz wichtig – der „Elbe-Havel-Winkel“ ist tatsächlich ein Geheimtipp.