REVIER-REPORT Zwischen Wannsee und Werbellinsee
Auch in heimischen Revieren wie auf der Havel zwischen Wannsee und Werbellinsee sind noch echte Abenteuer zu erleben. Ein geplanter Törn kann plötzlich in eine völlig andere Richtung gehen. So schickte uns der Defekt einer Schleuse in die Schorfheide zum traumhaften Werbellinsee.
Eigentlich wollten wir Ende Mai die östlich und südöstlich von Berlin gelegenen Seen erkunden. Mit einem Keser-Charterboot sollte es von Spandau durch den Teltowkanal in die Dahme und über Niederlehme und Storkow bis nach Bad Saarow am Scharmützelsee gehen. Zurück aus dieser Einbahnstraße war ein nördlicher Abstecher über Zeuthen, den Seddinsee und Erkner in die Löcknitz bis hinter Grünheide geplant. Auf dem Rückweg über den Großen Müggelsee sollte es sogar noch einen Abstecher auf den Kalksee bei Rüdersdorf geben. Obwohl ich ein Freund akribischer Tourenplanung bin, kam es diesmal völlig anders. Die durch einen plötzlichen Defekt für mehrere Tage außer Betrieb gesetzte Schleuse Kleinmachnow im Teltowkanal ließ meine Planung auf abrupte Weise platzen. Selbst wenn ich die unverhoffte Schleusensperrung über das Elektronische Wasserstraßen-Informationssystem (ELWIS) noch vor Törnbeginn mitbekommen hätte, wäre diese Route in den Brunnen gefallen. Vor der defekten Schleuse abgewiesen, musste jetzt binnen weniger Minuten eine neue interessante Sechs-Tage-Route gefunden werden, aber wohin? Ziemlich verärgert schob ich das Fiasko auf höhere Gewalt. Auch meine beiden Mitfahrer Detlef und Gitti zeigten sich etwas enttäuscht, vertrauten aber fest darauf, doch noch eine schöne Tour auf neuer Route genießen zu können. Wie unter Schock und frustriert starrte ich auf die Karte. Was könnte unser Ziel sein, wo waren wir noch nicht? Dann machte es „Klick“ – auf zum Werbellinsee!
Tag 1, Samstag, Berlin-Spandau – Ketzin / 65 km
Noch nicht ahnend, dass unsere geplante Tour eine unverhoffte Wendung nehmen würde, legten wir mit einer Beneteau Swift Trawler 30 von Bootscharter Keser frühmorgens im firmeneigenen Hafen an der Spandauer Heerstraße in Berlin-Spandau ab. Der Morgen zeigte sich mit einem herrlichen Sonnenaufgang und klarem Himmel von seiner schönsten Seite. Vorbei an der Marina Lanke schippern wir erwartungsvoll über die Havel, vorbei an der ehemals auf dem Grenzstreifen stehenden kleinen Heilandskirche Sacrow und durch die Glienicker Brücke, auf der einst Ost-West-Agenten ausgetauscht wurden. Frohen Mutes biegen wir nach Backbord über die Glienicker Lake in den Teltowkanal und Griebnitzsee ein, auf dessen Mitte die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg markiert ist. Viele prächtige Villen am südlichen Ufer des Sees sind ein Zeugnis der deutschen Geschichte. So wurde die heute dem SAP-Gründer Hasso Plattner gehörende Villa Urbig 1915 vom späteren Bauhaus-Direktor Mies van der Rohe errichtet. Während der Potsdamer Konferenz residierte Winston Churchill 1945 auf dem Anwesen. Meist nur vom Wasser aus zu sehen, kann man sich dem traumhaften Anblick der Prachtvillen nicht entziehen. Hier am Ufer des Sees, zwischen der Babelsberger Virchow- und der Karl-Marx-Straße, spürt man den unwiderstehlichen Charme des Geldes …
Nur wenige Meter weiter, an der Fährstation Kohlhasenbrück, werde ich jäh aus den Gedanken gerissen. Ein Anruf um 08.40 Uhr beim Schleusenwart der erst vor wenigen Jahren sanierten Schleuse von Kleinmachnow bringt die niederschmetternde Nachricht: Die Schleuse seit zwei Tagen kaputt und bis auf weiteres gesperrt! Vor Mittwoch ist kaum mit einer Behebung des Schadens zu rechnen – wir haben Freitag. Was nun? Im Klartext bedeutet die Schleusensperrung, dass der Teltowkanal nicht befahrbar und die südlichen Berliner Gewässer auf diesem Wasserweg praktisch nicht erreichbar sind. Die Anfahrt müsste nun über die innerstädtische Berliner Stadtspree erfolgen, die mit Sportbooten ohne Funkgerät nur zu bestimmten Tageszeiten passierbar ist. Diese Strecke ist ein Umweg und fällt auch aus Zeitgründen für uns aus. Wir machen kehrt und nehmen über den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal, Stölpchensee, Pohlesee und Kleinen Wannsee Kurs auf den Großen Wannsee. Weitab des Strandbades Wannsee und der geschichtsträchtigen Insel Schwanenwerder kehren wir über die Havel wieder zur Glienicker Brücke zurück. Dann jedoch nehmen wir über den Tiefen See Kurs auf Potsdam und fahren vorbei an Potsdam-West über den Templiner See in Richtung Caputh. Es folgt ein Fotostopp an der Insel von Werder, deren alljährliches und einwöchiges Baumblütenfest Ende April, Anfang Mai Hunderttausende Besucher anzieht und zugleich das größte Volksfest in den neuen Bundesländern ist. Über den Großen Zernsee geht es auf der Havel weiter in Richtung Ketzin. Als wir dort gegen 15.15 Uhr am Stadtsteg festmachen, liegen bereits 65 Kilometer hinter uns. Die auch durch ihr traditionelles und jährlich stattfindendes Fischerfest bekannte brandenburgische Kleinstadt Ketzin ist einen Besuch wert und wartet mit allerlei Aktivitäten und Attraktionen rund um und auf der Havel auf. Vom freundlichen Hafenwart am neuen Stadtsteg bekommen wir einen Hafenpass, den man sich in elf verschiedenen Häfen der Potsdamer und Brandenburger Havelseen abstempeln lassen kann. Nach zehn Stempeln winkt eine Gratisübernachtung. Wir genießen einen fantastischen Sonnenuntergang an Bord und sind auf die nächsten Etappen gespannt.
Tag 2, Sonntag, Ketzin – Marina Marienwerder, 84 km, 2 Schleusen
Wir wollen weiter Richtung Norden und legen bei herrlichem Wetter 08.00 Uhr in Ketzin ab, fahren ein Stück zurück und biegen in Höhe des Göttinsees backbords in das Fahrwasser des Havelkanals ein. Wenige Meter später lassen wir die Marina Paretz links liegen, die sich vor der stillgelegten Schleuse des Nauener-Paretzer-Kanals befindet. Hier sei dennoch ein Landgang zum Schloß Paretz empfohlen, das zu Fuß in etwa 20 Minuten zu erreichen ist. Der einstige Sommersitz von König Friedrich Wilhelm III. und seiner Gemahlin, Königin Luise, ist ein Ort mit bewegter Geschichte. Der nun folgende und etwa 34 km lange Havelkanal wird auch von der Berufsschifffahrt genutzt, um von der Elbe kommend über den Oder-Havel-Kanal auf die Oder und nach Polen zu gelangen. Von der Autobahn A10 bei Brieselang überquert, vermittelt der Kanal jedoch den Eindruck einer naturbelassenen Landschaft, die lediglich am kleinen Umschlaghafen Wustermark an einen künstlichen Flusslauf erinnert. Selbst im Kanal zeigt sich die Havel mit viel Grün, Pferdekoppeln, Flussgänsen und als DAV-Gewässer mit jeder Menge Match-Anglern von ihrer schönen Seite. Nach drei Stunden Fahrt passieren wir als einziges Boot die Schleuse Schönwalde und erreichen 45 Minuten später die Fahrwasserkreuzung Havelkanal – Niederneundorfer See südlich von Hennigsdorf. Vorbei an der Marina Havelbaude bei Hohen Neuendorf und dem Wassersportzentrum Oranienburg geht es nun über den Lehnitzsee zur Lehnitzschleuse. Hier muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden, weil wegen des hohen Wasserverbrauchs bei einem Hub von bis zu sechs Meter seltener geschleust wird. Wir haben Glück und müssen nicht warten. Nach der Lehnitzschleuse liegen noch 23 km Fahrt auf dem Oder-Havel-Kanal bis zur Marina Marienwerder vor uns, wo wir übernachten wollen, bevor es am nächsten Tag zum Werbellinsee geht. Bis zum Abzweig Malzer Kanal, wo es in die Mecklenburgische Seenplatte geht, werden wir von anderen Booten begleitet, danach in Richtung Eberswalde sind wir allein. Nach einem heftigen Regenschauer und einem Anruf beim Hafenmeister laufen wir gegen 17.00 Uhr in der gemütlichen Marina ein, wo wir sehr freundlich empfangen werden. Hinter uns liegen heute 84 km abwechslungsreiche Flussfahrt und im sehr zu empfehlenden Hafenrestaurant „artTisch“ klingt der Tag im Sonnenuntergang aus.
Tag 3, Montag, Marienwerder-Werbellinsee, 20 km, 2 Schleusen
Der Tag beginnt mit einem Malheur, das man auch als mittelschwere Katastrophe bezeichnen könnte. Beim Kaffeekochen erlischt die Flamme, das Gas ist alle. Normalerweise würde man jetzt ganz einfach die Flasche umstecken, denn auf so ziemlich allen Charterbooten gibt es Ersatzflaschen. Doch unsere Suche läuft ins Leere – keine weitere Gasflasche an Bord, schöne Bescherung. Als sich herausstellt, dass im Bug zudem nur eine 1,8-kg-Campinggas-Flasche befindet, kochen unsere Emotionen hoch. So kann man doch keine Charterkunden auf die Reise schicken und schon wieder ärgere ich mich darüber, diesen Part nicht kontrolliert zu haben. Bisher waren alle von uns gefahrenen Charterboote mit mindestens zwei 2-kg-Propangasflaschen ausgestattet – bis auf dieses. Jetzt muss Ersatz her, denn sonst gibt es keinen Kaffee, keinen Tee und es kann nicht gekocht werden – ein Unding! Schließlich besorgen uns nette Leute aus der Marina per Auto für 31 Euro eine neue Gas-Buddel.
Nach der Aufregung legen wir ab und biegen in den benachbarten Werbellinkanal ein. Schon auf den ersten Metern präsentiert sich eine grüne Idylle wie im Spreewald. Je nördlicher wir kommen, desto klarer wird das Wasser und lässt erahnen, wie klar erst der knapp acht Quadratkilometer große See in der Schorfheide sein muss, von dem uns jetzt nur noch etwa sieben Kilometer und zwei Schleusen trennen. Es folgt die 5,20 m breite Schleuse Rosenbeck mit einem Hub von etwa drei Metern. Gleich daneben wartet die urige SB-Gastwirtschaft „Zur kleinen Moldau“ im Sommer auf durstige und hungrige Gäste. Wenige Meter durch den malerischen Werbellinkanal aufwärts, erwartet uns die Schleuse Eichhorst mit einem Hub von ebenfalls drei Metern. Danach wird das Wasser fast glasklar und der größte Binnensee der Schorfheide liegt vor uns. Wir fahren bis zum nördlichsten Ende bei Joachimsthal und suchen uns spätnachmittags einen lauschigen Ankerplatz für die Nacht.
Tag 4, Dienstag, Werbellinsee, 12 km
Nach einer geruhsamen Nacht vor Anker in einer kleinen Bucht am östlichen Ufer des Sees nutzen wir den Ende Mai fast hochsommerlichen Dienstag zur Reviererkundung und fahren das komplette Ufer des Werbellinsees ab. Mit einer Tiefe von bis zu 55 m, einer Breite von bis zu 1.300 m und einer Länge von 13 Kilometern ist er der zweittiefste See Brandenburgs. Das klare Wasser verdankt der See seiner Entstehung als eiszeitlicher Rinnensee. Auf dem Wasser ist er nur von April bis November über den Werbellinkanal zu erreichen. Einziger direkt am Seeufer liegender Ort ist Altenhof, in dessen Nähe sich die einstige Pionierrepublik „Wilhelm Pieck befindet. Heute empfängt das denkmalgeschützte Ensemble mit über 1.000 Betten als Europäische Jugenderholungs- und Begegnungsstätte die Gäste. Wahrzeichen an der Südspitze des Sees ist der Askanierturm, an dessen Stelle einst die Askanierburg Werbellin gestanden haben soll. Der von Prinz Carl von Preußen beim Eberswalder Baumeister Büscher in Auftrag gegebene Turm geht auf eine Idee des Heimatdichters Ferdinand Brunold zurück und wurde 1879 feierlich eingeweiht. 1991 wurden Turm und Gelände von Forstleuten und Heimatfreunden aus der Schorfheide erneuert. Heute kann man den 12 m hohen Turm erklimmen, dafür muss man sich jedoch bei der Tourismusinformation neben der Schleuse in Eichhorst den Schlüssel holen – es lohnt sich.
Wer die Schorfheide besucht, der sollte idealerweise ein Fahrrad dabeihaben. Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, dem Jagdgebiet der einstig Mächtigen, wo Kaiser Wilhelm II., Hermann Göring, Max Schmeling und Bonzen um Erich Honecker zur Jagd gingen, gibt es allerhand zu entdecken. So wurde im Norden des Werbellinsees bei Joachimsthal 1898 der Kaiserbahnhof eröffnet, wo Wilhelm II. vom Salonwagen in die Kutsche umstieg, um in sein Jagdhaus Hubertusstock südwestlich des Sees zu kommen. 1981 empfing Erich Honecker in Hubertusstock Helmut Schmidt. Honeckers Jagdhütte „Wildfang“ hingegen befindet sich weiter östlich in Richtung Wildpark Schorfheide. Am östlichen Ufer des Döllnsees befand sich Görings sagenhafter Landsitz „Carinhall“, dessen wenige noch sichtbare Spuren heute immer noch Neugierige anziehen. Weiteres Zeugnis dieser Zeit ist das heutige Hotel Döllnsee, dessen Haupthaus 1934/35 einst für Görings „Leibjäger“ Willi Schade gebaut wurde und auch als Gästehaus für Carinhall diente (www.doellnsee.de). Nach dem Krieg übernahm die DDR-Regierung das Anwesen, in dem Honecker einst Walter Ulbricht zum Rücktritt zwang und der hier im August 1973 starb. Geschichtsinteressierten sei die Dauerausstellung „Jagd und Macht“ im renovierten Jagdschloss Groß Schönebeck wärmstens empfohlen. Auch die Sonderausstellung „Max Schmeling -zwischen Boxring und Hochsitz“ ist hier zu bestaunen (www.jagdschloss-schorfheide.de).
Tag 4, Mittwoch, Werbellinsee-Marina Havelbaude, 50 km, 3 Schleusen
Nach einer weiteren erholsam-ruhigen Nacht am traumhaften Werbellinsee lichten wir gutgelaunt den Anker und nehmen Kurs auf den Werbellinkanal. Bevor wir den See verlassen, nutzen wir noch eine Untiefe inmitten des Sees für ein letztes Bad im klaren See. Wir passieren die idyllisch gelegenen Schleusen Eichhorst und Roseneck, biegen danach bei Marienwerder wieder in den Oder-Havel-Kanal ein. Zügig geht es weiter bis zur Lehnitzschleuse, die wir gegen 16:30 Uhr erreichen. Für Berlin und Brandenburg sind Unwetter vorhergesagt und kräftiger Wind kommt auf. Nach einer relativ kurzen Wartezeit von etwa 30 Minuten passieren wir die Schleuse und beeilen uns, vor einem möglichen Platzregen zur Marina Havelbaude bei Hohen Neuendorf zu kommen. Wir genießen den letzten Abend des Törns auf der Restaurant-Terrasse und erfahren, dass die Schleuse Berlin-Spandau seit zwei Tagen gesperrt ist. Ein Anruf bringt ans Licht, dass diese Schleuse tatsächlich bis auf unbestimmte Zeit wegen eines Defekts außer Betrieb bleibt. Damit steht fest, dass wir das Charterboot an nächsten Tag kaum pünktlich übergeben können, einen Umweg wieder über den Havelkanal Richtung Ketzin fahren müssen. Mir entgeht, dass es noch eine weitere Möglichkeit der Umfahrung gibt, nämlich der Weg über den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal, Schleuse Plötzensee, Spree und Schleuse Charlottenburg. Auf dieser Route könnte man unterhalb der kaputten Schleuse Spandau wieder auf die Havel und zum Bootscenter Keser an der Havelschlenke kommen. Soweit so gut, wir bereiten uns auf die letzte Etappe vor und sehen den Dingen entspannt entgegen. Das erwartete Unwetter bleibt aus, es macht offenbar einen Bogen um den Norden Berlins.
Tag 5, Marina-Havelbaude – Berlin-Spandau, 75 km, 1 Schleuse
In aller Herrgottsfrühe machen wir uns 06.00 Uhr auf den Weg, da wir ja den geplanten Umweg über den Havelkanal und die Schleuse Schönwalde nehmen wollen, was im Normalfall eine etwa dreistündige Ankunftsverspätung bedeuten würde. Angesichts der Erkundung des Sacrow-Paretzer-Kanals über Schlänitzsee und Fahrlander See würden wir mit dieser Strecke den um Potsdam gefahrenen Kreis schließen. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Die Anmeldung beim Schleusenwart läuft ins Leere, niemand geht ans Telefon. Verunsichert durchforste ich ELWIS und stelle mit Entsetzen fest, dass die Schleuse Schönwalde ausgerechnet heute einen eingeschränkten Betrieb fährt, aber keine Betriebszeiten angegeben sind! Als wir um 8.00 Uhr an der Schleuse ankommen, hängt am Steg ein Zettel: „Am 31.05.2018 ist die Betriebszeit von 12.00 Uhr bis 18.30 Uhr“. Wollen wir vier Stunden warten, oder umkehren und über Plötzensee und Charlottenburg fahren? Wir sitzen in der Falle. Ein Anruf in der Schleuse Charlottenburg bestätigt, dass dort mit Wartezeiten bis zu drei Stunden zu rechnen ist! Also warten wir geduldig, während weitere Boote hinter uns eintreffen und deren Skipper ebenfalls nur die Köpfe schütteln. Während diese Boote aber nach Ketzin wollen, müssen wir ja nach Spandau. Wir erfahren, dass es durch die kaputte Schleuse Spandau bereits in den letzten Tagen zu langen Staus in Charlottenburg gekommen ist und manche Leute vor der Schleuse übernachten mussten. Chaos pur! So wie sich auf den Berliner Straßen Staus und Chaos breitmachen, so sieht es auch auf dem Wasser aus – Wahnsinn! In Holland oder in Mecklenburg wird es solche katastrophalen Zustände kaum geben und Berlin zeigt sich wieder einmal als deutsche Provinz …
Genug gemeckert, irgendwann öffnet sich die Schleuse und es geht wieder los. Der Havelkanal ist zügig abgespult, dann am Göttinsee backbords in den Sacrow-Paretzer-Kanal und weiter in Richtung Jungfernsee. Wir passieren die Nedlitzer Brücke, lassen das neue SAP-Innovation Center steuerbords liegen und bewundern bald einen alten DDR-Grenzturm am rechten Uferweg, der Bertinistraße. Es folgen das Schloss Cecilienhof, die Eremitage und wir passieren nun bereits zum dritten Mal die Sacrower Heilandskirche. Dennoch zieht sich das letzte Stück bis zu Scharfen Lanke ungeahnt hin, und nach einem Tankstopp an der Marina Lanke laufen wir gegen 16.15 Uhr wieder im Ausgangshafen ein. Hinter uns liegen über 300 spannende, schöne und auch aufregende Kilometer. Und wir sind uns einig, dass ein Chartertörn zum Werbellinsee ein ultimatives Erlebnis ist.