CHARTERBOOT-TEST NOVI 42 „SYLVANA“
Tourenyacht für Großfamilien
Zur Flotte von Bootscharter Malow gehören die 12,80 m langen Schwesterschiffe „Elise“ und „Sylvana“ vom Typ Novi 42. Es handelt sich um bestens ausgestattete Tourenyachten für Familien mit bis zu acht Personen. Wir waren mit der „Sylvana“ unterwegs.
Die idyllische Charterbasis von Bootscharter Malow befindet sich innerhalb des Mecklenburgischen Großseenlandes direkt an der Müritz-Elde-Wasserstraße im Lenzer Kanal zwischen Plauer See und Petersdorfer See. Wer die Müritz mit Plauer See, Kölpinsee und Fleesensee erkunden möchte, der findet an der Charterbasis im idyllisch-verschwiegenen Örtchen Lenz einen idealen Ausgangsort. Dabei ist Lenz von der Autobahn A19 von Berlin oder Rostock kommend überaus einfach zu erreichen. An der Abfahrt Waren/Müritz, je nach Fahrtrichtung vor oder hinter einer neuen Autobahnbrücke über den Petersdorfer See, sind es nur vier Kilometer bis zum Lenzer Hafen und einem langen West-Strand am Plauer See, den man ruhig als Bade-Geheimtipp bezeichnen kann. Seit 1999 wird der Lenzer Hafen mit Bootsverleih und Charterbasis, dem Hafenrestaurant „Lenzer Hafen“, einem Wohnmobilstellplatz, Pension und dem gegenüberliegenden Restaurant „Lenzer Krug“ von der Familie Malow betrieben, zu der Vater Jörg, Mutter Susanne und Sohn Konrad gehören. Die familiäre Atmosphäre setzt dem romantischen Ort die Krone der Gastlichkeit auf und hier fühlt man sich sofort zuhause. Neben einer Vielzahl an führerscheinfreien und -pflichtigen Motorbooten für Stunden- oder Tagesausflüge verfügt der Charterbetrieb über eine stattliche Flotte veritabler Tourenyachten für bis zu zehn Personen, die mit dem Erwerb einer Charterbescheinigung „führerscheinfrei“ zu fahren sind. Mit dem Sportbootführerschein „Binnen“ kann man sofort ablegen. Die Bootsübergabe unserer Novi 42 „Sylvana“ durch den freundlichen Charter-Mitarbeiter Sylvano Sievert erfolgt nach einem festgelegtem Protokoll, wozu auch ein akribischer visueller Check des Propellers per Unterwasserkamera gehört. Bei sinkenden Wasserständen und Niedrigwasser sind steinige Gründe auf der Müritz oft Ursache für Propellerschäden. Los geht’s!
Der von einer Persenning überdachte und erhöhte Außensteuerstand auf dem 380 x 300 cm großen Achterdeck der Novi 42 „Sylvana“ bietet beste Übersicht und in unserem Fall sogar Platz für acht leichte Decksstühle, die man um einen Tisch gruppieren kann. Achter- und Seitendecks sowie das Vorschiff sind von einer hohen Reling umsäumt, auf dem Vordeck können Fahrräder abgestellt werden. Der großzügig bemessene Decksbereich erweist sich als sicher begehbar, zumal es keine Ecken und Kanten gibt. Ein fünfstufiger Niedergang auf der Backbordseite führt in den Zwei-Ebenen-Salon und die drei Kabinensektionen. Zentrale Elemente des etwa 300 x 300 cm großen Salonwohnbereichs sind ein 145 cm langer Nierentisch aus Massivholz, eine 300 cm lange U-Couch, ein Sideboard mit Schrankfächern auf der Backbordseite und ein Stand-TV-Gerät. Die lichte Höhe beträgt gute 195 cm, große Scheiben sorgen auch hier für Licht und eine einwandfreie Rundumsicht. Zwei weitere Stufen führen in die Küchenabteilung und die vordere Bugkabinensektion. Die Küche ist mit einem vierflammigen-Gasherd, Mikrowelle, Kühlschrank, Wasserkocher, Toaster und Kaffeekocher gut ausgestattet. Während der Fahrt stehen auch 220 Volt an den Steckdosen zur Verfügung.
Gegenüber der Pantry befindet sich die Dinette, zwei gepolsterte Sitzbänke nehmen einen 135 x 80 cm großen Esstisch in ihre Mitte. Vierköpfige Familien haben bequem Platz, größere Crews müssten in Etappen speisen. Die Bugkabine der Novi 42 „Sylvana“ beherbergt zwei 190 cm lange und 95 cm breite Einzelbetten, die versetzt schräg übereinander angeordnet sind. Hinzu gesellen sich zwei separate WC- und Nassräume, die viel Bewegungsfreiheit bieten und mit elektrischer Toilette beziehungsweise Warmwasser-Dusche ausgestattet sind. Interessant gestaltet sich die achterliche Raumaufteilung mit zwei Doppelkabinen, die jeweils mit einer 200 x 130 cm großen Zweierkoje und 70 cm hohen Heckfenstern aufwarten. Allerdings teilen sich die Kabinenbewohner jeweils einen WC- und einen Duschraum. Insgesamt bietet die Novi 42 „Sylvana“ ein behagliches Ambiente mit geschmackvoller Ausstattung, alle Möbel- und Einbauschränke sind abgerundet.
Die guten Laufeigenschaften des Verdrängers vom Typ „Novi 42“, der im Jahr 1998 mit der Baunummer 2 in der niederländischen Werft Nowee Heeg vom Stapel lief, hatten wir nicht anders erwartet. Bug- und Heckstrahlruder unterstützen saubere Anlege- und Hafenmanöver, wenngleich für den Umgang mit dem knapp 13,00 m langen Stahlkreuzer etwas Erfahrung von Vorteil ist. In die letzte Box eines engen Hafens wie den in Malchow einzuparken, bedeutet Millimeterarbeit und eine ruhige Hand. Es empfiehlt sich durchaus, das Manövrierverhalten im freien Wasser auszutesten. Wer das Wechselspiel zwischen Gas geben, Vor- und Rückwärtsgang und Ruderlage beherrscht, der ist immer auf der sicheren Seite. Neben Kartenmaterial befindet sich zur nautischen Unterstützung auch ein Garmin „echomap 50s“ an Bord, der vor allem auf der weitläufigen Müritz gute Dienste bei der Kursbestimmung leistet. Den Gang eingekuppelt, schieben die 100 PS eines Volkswagen-Marine-Diesels das Boot bei minimalen 750 min-1 mit 2,1 Knoten voran und es bleibt mit 60 dB(A) angenehm leise. Bei 1.000 min-1 geht es mit 3,7 Knoten voran. Die auf der Müritz-Elde-Wasserstraße zwischen den Kilometern 121,0 bis 181,0 zulässige Kanal-Höchstgeschwindigkeit von 9,0 km/h erreichen wir bereits bei 1.300 min-1 und es bleibt mit 65 dB(A) relativ ruhig. Auf den Seen und im Abstand von 250 Metern außerhalb des ufernahen Schutzstreifens, wo eine Höchst-geschwindigkeit von 25,0 km/h erlaubt ist, zeigt das GPS bei 1.500 min-1 exakt 5,7 Knoten (10,5 km/h) über Grund an. Unsere Reisegeschwindigkeit legen wir bei 1.800 min-1 und damit verbundenen 6,7 Knoten fest, wobei von der tief im Schiffsbauch liegenden Maschine eine Geräuschentwicklung von nur 68 dB/(A) zu vernehmen ist. Die eher unwirtschaftliche Maximalgeschwindigkeit erreichen wir mit 7,7 Knoten (14,2 km/h) bei einer Drehzahl von 2.300 min-1. Der sparsame Kraftstoffverbrauch liegt im Mittel bei fünf Litern Diesel pro Stunde, so dass der 700-Liter-Tank erst nach 140 Fahrstunden leer wäre. Auch insofern waren wir von der Novi 42 „Sylvana“ angetan. Dennoch sei angemerkt, dass zum Saisonstart 2020 bei beiden Schwesterschiffen nagelneue Fünfzylinder-Turbodiesel von Volkswagen Marine mit je 165 PS installiert werden, die einen gewissen Extraschub in Aussicht stellen.
Fazit – die Novi 42 „Sylvana“ zeigt sich, vermutlich genauso wie die nahezu baugleiche „Elise“, als praktisches und zuverlässiges Mietobjekt für maximal acht Personen. Idealerweise ist man allerdings mit vier bis sechs Personen unterwegs. Die unkomplizierte Handhabung, der hohe Komfort und die gute technische Ausstattung machen das nicht nur optisch sehr gefällige Wasserwanderboot expeditionstauglich und ideal zum Erkunden der mecklenburgischen Binnengewässer.