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Test: Yamarin 81 DC

Tageskreuzer für Anspruchsvolle

Die Yamarin 81 DC des finnischen Anbieters Yamarin punktet mit neuer Rumpftechnologie im Segment der offenen Tageskreuzer. Ein patentierter Rumpf soll den Kraftstoffverbrauch minimieren und gleichzeitig den Fahrkomfort erhöhen. Hält die stylische Finnin, was sie verspricht?

Boote der Marke Yamarin haben auch in Deutschland viele Fans, denn die trailerbaren Gleiter glänzen mit solider Verarbeitung, exzellenten Fahreigenschaften und einem hohem Geschwindigkeitspotential. Neben Yamarins seit vier Jahrzehnten bekannten GFK-Booten erfreuen sich die mit einem Aluminium-Rumpf ausgestatteten Yamarin-Cross-Modelle einer wachsenden Beliebtheit. Hinter den mehrfach preisgekrönten Yamarin-Booten, die nach festgelegten Standards in ausgesuchten finnischen Werftbetrieben gefertigt werden, steht ein Team um Produktmanager Peter Krusberg. Die 8,05 x 2,67 m messende Yamarin 81 DC macht mit einem futuristischen Linienspiel auf sich aufmerksam, für das das Ingenieurteams von Eker-Design Norwegen als eines der führenden Designbüros in Skandinavien verantwortlich zeichnet. Das Unterwasserschiff präsentiert sich sozusagen als Weltneuheit. Mit der vom Rennsport abgeleiteten und patentierten Unterwassertechnologie der Stockholmer Firma Petestep soll der Rumpf in rauen Gewässern ruhiger fahren, weniger Kraftstoff verbrauchen und den Fahrkomfort erhöhen. In die Entwicklung flossen mehrere Millionen Euro ein. Die kreative Zusammenarbeit von Yamarin, Eker Design und Petestep führte zu einem Boot mit außergewöhnlichem Erscheinungsbild. „Kein Design ohne Funktionalität“, lautet das Motto zum Schiff. Unser Test soll zeigen, wie es sich in der Praxis verhält.

Der Anblick einer Yamarin 81 DC weckt sofort Emotionen – und polarisiert. Mit seinem markanten und progressiven Auftritt hebt es sich von der Konkurrenz ab, und das könnte schon ein pfundiges Alleinstellungsmerkmal sein. Dieses Boot ist anders und will anders ein. In verschiedenen Beige- und Grautönen abgestimmt und mit türkisfarbenen Applikationen auf den Polstern versehen, verkörpert die Yamarin hier bestes nordisches Styling. Badeplattform, Cockpit, Bug, Achterdeck und alle Tritte sind mit Flexiteek ausgelegt. Die Frontscheibe reicht mit nahtlos anschließenden langen Windschilden bis zur hinteren Bankreihe. So sind alle Passagiere auf den Rücksitzen vor Fahrtwind geschützt. Dass der fesche finnische Funcruiser für zehn Personen zugelassen ist, sei nur der Form halber erwähnt. Mit einer Vielzahl an Innovationen und Komfortlösungen hat Yamarin das neue Flaggschiff urlaubstauglich gemacht. Schauen wir uns am Heck des Bootes um. Hinter der Rücksitzbank gibt es achtern über der Badeplattform ebenfalls eine kleine Sitzbank, die gut zum Abtrocknen nach dem Bad oder zum Angeln geeignet ist. Daneben gibt es auf beiden Bootsseiten Staufächer und hochklappbare „Kotflügel“, unter denen geschickt die Fender und Einfüllstutzen für Kraftstoff und Wasser versteckt sind.

Desweiteren sind auf der Badeplattform, die ein fester Teil des Rumpfes ist und keine zusätzlich angebrachte Plattform im eigentlichen Sinne darstellt, die elektrische Ankerwinsch, der Anker und die Badeleiter verbaut. In der Mitte des Hecks prangt der wuchtige 300-PS-Yamaha, über dem ein Edelstahlträger als Wasserski-Bracket glänzt. Die Sofa-Gruppe kann zu einer großen Sonnenliege, zu einer Essecke für acht Bordgäste oder mittels Baldachin in eine Schlafstatt verwandelt werden. Und weil zu einem ordentlichen Weekender auch eine Küche gehört, hat Yamarin großes Augenmerk auf eine funktionelle Pantry gelegt. Diese wartet backbords mit zweiflammigem Gasherd, Spüle, Schubladenkühlschrank und einer Arbeitsfläche auf. Während der Fahrt wird das alles gut versteckt und die Küchenzeile dient als große Ablage. Kommen wir zur Steuerkonsole, wo alle nautischen Informationen von einem 12″-Plotter abzulesen sind. Neben der Yamaha-Kontrolleinheit gibt es ein vollautomatisches und dynamisches „ZipWake“ – Trimmsystem mit internem GPS und 3D-Kreiselstabilisator. Bei dieser 2014 vorgestellten neuen Technologie aus Schweden entfallen die üblichen Trimmklappen am Heck. Stattdessen werden am Rumpf sogenannte „Interceptoren“ montiert. Im Frontscheibenbereich auf der Fahrerseite gibt es zudem ein Defrostergebläse, um stets eine freie Sicht zu gewährleisten. Fahrer und Beifahrer sitzen auf einer Doppelsitzbank. Unter Deck verfügt die Kabine mit einer Stehhöhe von 140 cm über ein großes Doppelbett und genügend Stauraum darunter. Außerdem gibt es ein Geheimfach für Wertsachen und Papiere. Der WC-Raum mit elektrischem Marine-WC und Waschbecken ist 130 cm hoch, 105 cm tief und 70 cm breit. Raumgefühl und WC-Sitzposition sind gut. Die mittschiffs liegende Unterflurkabine kann entweder jede Menge Reisegepäck aufnehmen oder als Schlafplatz für zwei Personen dienen. Zum eigenständig geformten Bug mit integrierten LED-Spots gelangt man über einen dreistufigen Tritt.

Doch nun wollen wir endlich ablegen und wissen, wie sich der Petestep-Rumpf der Yamarin 81 DC in der Praxis macht. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen V-Rumpf mit mehreren Längsstringern leiten am hier sogenannte Deflektoren das „verschwendete“ Spritzwasser nach achtern. Dadurch wird das Boot schneller angehoben und bekommt frühzeitig mehr Schubkraft. Die mit Wasser benetzte Oberfläche wird dadurch deutlich geringer als mit herkömmlichen Stringern, was wiederum zu einem niedrigeren Energiebedarf führt. Und tatsächlich: Bei knapp 2000 min-1 und bereits bei einer Geschwindigkeit von 14 Knoten hebt sich das Boot fast unbemerkt aus dem Wasser. Dabei vermerken wir moderate 66 dB(A). Allerdings ist der Übergang in die Gleitphase subjektiv empfunden etwas gewöhnungsbedürftig. Beim Beschleunigen hebt sich der Bug steil aus dem Wasser und behindert eine gefühlte Ewigkeit lang den freien Blick voraus. Möglicherweise ist dieser Effekt auch durch die niedrige Sitzposition des Fahrersitzes begründet. Doch kaum senkt sich der Bug nach unten, zeigen sich die Qualitäten des Rumpfes. Bei 3000 min-1 sind schon 24,9 Knoten erreicht. Es geht gleitend weiter und wir registrieren bei einer Volllastdrehzahl von 5600 min-1 respektable 47,5 Knoten. Und weil sich am Testtag die See auch von ihrer kabbeligen Seite zeigt, forcieren wir die Wellenfahrt. Dabei zeigt sich, dass der Rumpf bei Sprüngen über Wellenkämme stets butterweich und ohne Schläge landet. Und auch in beherzter Kurvenfahrt bleibt das Testboot absolut stabil, das Heck bricht nicht aus und es gibt keinerlei Kavitation.

Mit der Yamarin 81 DC ist Konekesko ein großer Wurf gelungen. Das unverwechselbare Design, der neuartige Rumpf, viele durchdachte und clevere Detaillösungen machen den Weekender zu einem sehr attraktiven Urlaubsboot. Ohne Motor kostet das finnische Sahnestück 99.710 Euro. Mit dem in jeder Lebenslage sehr temperamentvoll zu Werke gehenden Yamaha F300 BETX summieren sich dann recht hoch angesetzte 131.270 Euro. Doch mit einer inkludierten Vollausstattung, die tatsächlich keine Wünsche offen lässt, relativiert sich der Preis dieses Gespanns.

 

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