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Neon 910

TEST Neon 910

Agiler Tourer

Bei der im Frühjahr 2021 erschienenen Neon 910 schafft eine Außenbordmotorisierung mehr Raum für einen großzügigen Kabinengrundriss. Das bei Mazury Yachts in Polen gefertigte Tourenboot ist sowohl die für private Nutzung als auch für Charterfirmen interessant.

Optisch auffällige Bootsfabrikate aus den Konstruktionsbüros der masurischen Firma Go2Boat erobern die hiesigen Gewässer. Mit einem beachtlichen Raumangebot, reichhaltiger Standardausstattung und einer Fülle an praktischen Ausstattungsoptionen rücken diese GFK-Modelle besonders bei preisbewussten Interessenten in den Blickpunkt. Die zum Saisonstart ins Programm genommene Neon 910 wird bei der schon um 1970 gegründeten Firma Mazury im polnischen Ostroda auf Kiel gelegt. Die auf Kunststoff-Technologien spezialisierte Werft fertigt mit 100 Mitarbeitern auf fünf Hektar Produktionsfläche mit modernsten Montagelinien als Lohnunternehmen pro Jahr etwa 1.000 Boote in Längen zwischen 11 und 33 Fuß. Und dies für den gesamten europäischen Markt. Eine eigene Mazury-Modelllinie und der Bau von Prototypen vervollständigen das Angebot. Mit der erfahrenen Werft hat Go2Boat einen kompetenten Partner für die Produktion der neuen Neo 910 gefunden, wovon wir uns während des Praxisttests überzeugen konnten. Bereitgestellt von T&R Yachthandel aus Dessau, erwartete uns die erste auf deutschen Gewässern schwimmende Neon 910.

Der Einstieg ins selbstlenzende Cockpit des in der CE-Kategorie C (Windstärke bis 6 Beaufort und Wellenhöhen bis zu 2 m, außerhalb von Küstengewässern) für sechs Personen zertifizierten Bootes erfolgt bequem über die Badeplattform und einen 36 cm breiten Heckdurchgang. Das etwa 220 x 220 cm große Cockpit mit knapp 50 cm innerer Freibordhöhe verfügt über eine L-Sitzgruppe mit 180 cm breiter Hecksitzbank und 220 cm langer Sitzbank backbords. Es wird mit einer Stehhöhe von durchschnittlich 200 cm nahezu vollständig vom Dach des Steuerhauses überspannt und kann mittels einer optionalen Persenning komplett geschlossen werden. Neben einer 48 x 74 cm großen Dinette wartet steuerbords der 70 cm breite und 122 cm hohe Steuerstand mit einem auf einer Konsole montierten und verstellbaren Einzelsitz auf. Hinter dem Sitz befindet sich ein kleines Handwaschbecken, dessen Armatur mit optionalen 209 Euro zu Buche schlägt. Eine umlaufende, getönte und gehärtete Cockpitverglasung sorgt dafür, dass der Skipper der Neon 910 an seinem „Arbeitsplatz“ eine tadellose Rundumsicht genießt. Ein Teakholz-Paket für die Böden von Cockpit, Heck- und Bugplattform zu 2.624 Euro verschafft dem Boot einen noblen Auftritt. Kunst-Teak ist zum identischen Preis von 2.624 Euro zu haben. Beidseitige Schiebefenster für zusätzliche 533 Euro empfehlen sich für heiße Tage.

Der Weg zum 300 x 260 cm großen Vordeck mit 180 x 140 cm großer Sonnenliege und einer optionalen Bugsitzbank mit Einstecklehne führt über je zwei 24 bis 45 cm breite Gangborde, die je von einer 15 cm hohen Schanz und einer Reling gesäumt sind. Hervorzuheben sind hier vier praktische und je 130 cm lange Handläufe am Dach des Steuerhauses, die eine sichere Möglichkeit zum Festhalten bieten. Eine optionale elektrische Ankerwinde zu 1.990 Euro ist als praktisches Extra zu empfehlen. Die untere Wohnsektion der Neon 910 folgt einem populärer werdenden Konzept, dass darauf abzielt, unter Deck Freiräume zu schaffen. So wurde auf eine Einbaumaschine verzichtet, die vor allem den Platz in der Mittelsektion unter dem Niedergang beanspruchen würde. Dank der Außenbord-Motorisierung wuchs die Unterflurkabine, deren Liegefläche stattliche 210 x 160 cm misst. Ein 80 cm langes und 32 cm breites Sideboard komplettiert diese abschließbare und separate Kabine mit Seiteneingang und 178 cm Türhöhe. Gegenüber wartet eine verschließbare Sanitärkabine mit Waschbecken und Toilette auf. Ein elektrisches Marine-WC mit optionalem 78-Liter-Septiktank steht mit 2.281 Euro auf der Zubehörliste. Ein 120-Liter-Septiktank ist für weitere 606 Euro zu haben. Angesichts der vorhandenen Kojenplätze dürften diese Tanks gerne um ein paar Nummern größer ausfallen. Ein zu öffnendes Bullauge gehört zur Standardausstattung der WC-Kabine.

Der Salon der Neon 910 gefällt mit einem offen Raumkonzept, welches das Wohnen, Essen und Schlafen auf eine Ebene bringt. Durch große und kleine Seitenfenster bestens ausgeleuchtet und geschmackvoll ausgestattet, fühlt man sich sofort gut aufgehoben. Das Interieur aus HPL-Platten bietet standardmäßig drei verschiedene Dekore an, wozu auch Ferrara-Eiche gehört. Im Prinzip teilt sich der Salon in drei Sektionen: Bug-, Mittel-, und Flursektion. Die durchschnittliche Stehhöhe beträgt 190 cm. Die am Bug befindliche Doppelkoje mit schrägem Einstieg zum Bett besteht im Wesentlichen aus einer 210 cm langen Liegefläche nebst 80 cm langen Sideboard. Um zu einer vollwertigen und separaten Kabine mit Privatsphäre zu werden, muss eine Tür geordert werden, die 609 Euro kostet. Ansonsten wird die Bugkoje per Vorhang von der Mittelsektion verborgen. Für zusätzliche Behaglichkeit können hier auch mit Stoff bekleidete Seitenwände sorgen, die in einem 1.238-Euro-Paket auch für die Heckkabine enthalten sind. Die Küchenzeile mit Corian-Arbeitsplatte ist 208 cm lang, 80 cm hoch und bis zu 70 cm tief. Unter dem zweiflammigen Gaskocher befindet sich das Fach für die Gasflasche und nebenan ein Kühlschrank mit Gefrierfach. Die Besatzung speist steuerbords an einem absenkbaren Tisch, der in eine 210 cm lange und 130 cm breite Bedarfsliegefläche verwandelt werden kann. An dieser Stelle sei auf die reichhaltige Optionsliste verwiesen, mit der sich das Boot bei moderat zu nennenden Preisen in allen Belangen optimal ausrüsten lässt.

In der Grundversion wird die Neon 910 von T&R Yachthandel mit einem Mercury F40 SeaPro CT Außenborder mit XL-Schaft angeboten. Die Maximalmotorisierung liegt bei 110,3 kW (150 PS). Am Heck des Testbootes ist ein 115 PS starker Mercury F115 EXLPT CT verbolzt, für den ein Aufpreis von 6.324 Euro zu addieren ist. Bei 600 min-1 sanft eingekuppelt, schiebt die Maschine das Boot mit 1,6 Knoten voran und wir vermerken leise 55 dB(A). Bei 3.000 min-1 haben wir die Marschfahrt von 6,5 Knoten (12 km/h) knapp überschritten. Dann zeigt der sogenannte „Halbgleiter“, der ja eigentlich ein schnelllaufender Verdränger ist, was in in ihm steckt. Bei 5.500 min-1 hebt sich der Rumpf aus dem Wasser und deutet Gleitfahrt an. Bei maximal ausgereizten 6.000 min-1 unter Volllast erreicht die Neon 910 immerhin 16,1 Knoten (30 km/h). Das kann sich sehen lassen, und so ist man mit dem Boot auch bei flotten Überholmanövern auf der sicheren Seite. Da ein Bugstrahlruder zur Standardausstattung gehört, geht das An- und Ablegen leicht von der Hand. Der Geradeauslauf der Neon ist hervorragend, per Hydrauliksteuerung vorgenommene Kurskorrekturen werden spontan befolgt. Um mit dem Boot auf Reisen in geschwindigkeitsbegrenzten Revieren zu gehen, erscheinen die 115 PS am Heck ausreichend. Zusätzliche Pferdestärken können allerdings je nach Ladesituation nie schaden.

In der Summe ihrer Eigenschaften zeigt sich die Neon 910 als ideales Motorboot zum zügigen Wasserwandern. Das Preis-Leistungsverhältnis, das Konzept und auch die Verarbeitungsgüte überzeugen. Auf Grundlage der fairen Preiskalkulation und einer Vielzahl interessanter Optionen lässt sich unser Testobjekt mit entsprechenden Extras zu einem fast schon luxuriösen Kabinenkreuzer aufrüsten, der dann kaum noch Wünsche offen lässt.

Balt 918 Titanium

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