TEST Beneteau Swift Trawler 35
Cleverer Küstenkreuzer
Der Beneteau Swift Trawler 35 erlebte seine Premiere bereits 2017 auf der Southampton Boatshow und ersetzt die erfolgreiche Swift Trawler 34, das meistverkaufte Freizeitschiff dieser Kategorie…
Schon 1884 von einem gewissen Benjamin Beneteau im französischen Saint-Gilles-Croix-de-Vie als kleiner Handwerksbetrieb gegründet, gehört die Beneteau-Gruppe heute zu den größten Bootsherstellern der Welt. Die an der Atlantikküste beheimatete Werft überlebte zwei Weltkriege und überstand unter der Führung von Madame Annette Beneteau-Roux, der Enkelin des Firmengründers, auch die globale Bootsbaukrise der 1990er-Jahre. Aus dem mittelständischen Unternehmen entwickelte sich die rasch wachsende Beneteau-Group, die immer mehr namhafte Bootsmarken unter ihrem Dach vereint. Die 1995 erfolgte Übernahme des ewigen Konkurrenten Jeanneau bescherte beiden Marken einen innovativen Schub. Mit Monte Carlo Yachts etablierte Beneteau in der Saison 2008 die erste eigene Luxusyacht-Range. Und da 2014 auch die nordamerikanische Rec Boat Holdings LLC übernommen werden konnte, bereichern mit Four Winns, Glastron, Wellcraft und Scarab gleich vier allseits bekannte US-Bootsfabrikate das vielschichtige Portfolio der Beneteau-Gruppe.
Zur Swift-Trawler-Serie gehören nach wie vor vier Modelle in Längen von 30 bis 50 Fuß. Die hier getestete Swift Trawler 35 soll die erfolgreiche 34er ersetzen, die mit mehr als 350 Stapelläufen zum meistverkauften Freizeitschiff dieser Kategorie avancierte. Mit einer dazugewonnenen Rumpflänge von fast einem Meter gegenüber der Vorgängerin bietet die neue GFK-Yacht noch mehr Komfort und Sicherheit. Die von Andreani Design gestylte Swift Trawler 35 verfügt über einen von Beneteau Power entwickelten Halbgleiter-Rumpf mit nach oben ausgeweiteter Bugform und ist generell mit einem 312,5 kW (425 PS) leistenden Cummins-Diesel bestückt. Die Flybridge kann wahlweise mit einem Softtop oder Bimini-Verdeck überdacht werden und unterstreicht sowohl die markante Linienführung als auch den Charakter als seetaugliches Tourenboot. An Bord geht es je nach Anlegesituation entweder übers Heck oder durch eine Tür in der Steuerbord-Schanz mit direkter Anbindung des 40 cm breiten Laufdecks.
Infolge der für die Swift Trawler typischen Decksasymmetrie gibt es backbords lediglich ein erhöhtes und verhältnismäßig schmal ausfallendes Gangbord. Die Freibordhöhe im Achtercockpit beträgt gute 88 cm, und in Anbetracht einer Relinghöhe von beachtlichen 70 cm fühlt man sich auch auf dem vorderen Decksabschnitt sicher aufgehoben. Falls das Boot überwiegend in sonnigen Gefilden zum Einsatz kommt, sind die PVC-Hitch-Matratzen für die Bugsektion zu empfehlen, für die 2.522 Euro aufgerufen werden. Der Weg zur selbstlenzenden Fly mit Sitzmöglichkeiten für sechs Personen führt über eine Niro-Leiter mit Holzstufen. Mit einem auf Wunsch verfügbaren Kühlschrank, der übrigens auch in der mit 17.838 Euro gelisteten Ausstattungsvariante Lounge 2018 enthalten ist, dem zweiten Steuerstand mit identischen Instrumenten wie im Ruderhaus und einer bequem gepolsterten Doppel-Sonnenliege bietet der Open-Air-Bereich besten Komfort. Mit Blick auf unterschiedliche klimatische Bedingungen wurde bei der Konstruktion des neuartigen 35-Footers gesteigerter Wert auf eine modulare Außengestaltung gelegt, die neben rein praktischen Vorzügen auch optisch überzeugt.
Durch eine gläserne Schiebetür betreten wir den 196 cm hohen Salon, dessen großflächige Fenster eine gute Rundumsicht erlauben. Das Interieur ist in Teak gehalten, eine sinnvoll ausgestattete Pantry, die Sitzgruppe und der erhöhte Steuerstand mit Skipper-Fußstütze dominieren das Bild. Lobenswert sind zudem griffige Handläufe an der Salondecke. Der Smut hat einen 139 Liter fassenden Kühlschrank, einen Gasherd mit zwei Kochstellen, zwei warmwassergespeiste Edelstahl-Spülen, eine Arbeitsplatte und mehrere 220-Volt-Steckdosen zur Verfügung. Unsere Stippvisite führt nun in den unteren Wohnbereich. Neben der 197 cm hohen Eignerkabine mit einem zwecks Stauraumgewinnung unterkellerten Doppelbett und Kleiderschränken gibt es backbords eine 195 cm hohe Gästekabine mit Etagenbetten. Von der Crew gemeinsam genutzt wird das 192 cm hohe Badezimmer mit Waschbecken, Dusche und Elektro-WC. Die Nasszelle gefällt durch ihre schnörkellose Architektur, wobei das Wasser nach dem Duschvorgang schnell ablaufen kann. Zwei jeweils 400 Liter aufnehmende Frischwassertanks optimieren die Balance und begünstigen somit die ohnehin schon stabile Ruhelage des Bootes. Die beiden jeweils 80 Liter fassenden Septiktanks könnten jedoch mindestens um eine Nummer größer ausfallen.
Die Laufeigenschaften sind für ein Boot dieses Klassements ohne Fehl und Tadel. Das unbelastet 8,3 Tonnen schwere Testobjekt behält in jeder Situation den vorgegebenen Kurs und marschiert während der Messfahrten vor Barcelona souverän und weich durch die Mittelmeer-Welle. Der kultiviert klingende Cummins-Sechszylinder-Einbaudiesel setzt die vorab erwähnten 425 Pferdestärken über eine Wellenanlage in Vortrieb um und schafft es, den wuchtigen Kunststoff-Kreuzer auf glatte 19 Knoten zu beschleunigen. Im unteren Drehzahlbereich, also zwischen 1.200 und 1.600 min-1, ist man mit 6,6 bis 8,2 Knoten gemütlich unterwegs und liegt damit schon über der üblichen Binnen-Marschgeschwindigkeit. Wer primär auf Kanälen, Flüssen und Seen unterwegs ist, der sollte allerdings die maximale Höhe über der Wasserlinie von stattlichen 5,50 m stets im Auge behalten. Die beiden Kommandostände mit Ruderstand-Anzeigen erhöhen den Fahrkomfort, und mittels des serienmäßigen Bugstrahlers lässt sich die knuffige Französin auch in engen Passagen oder beim Rangieren im Hafenbecken problemlos dirigieren. Selbst ungeübte Skipper dürften an dem gutmütigen „Halbgleiter“, der ja eigentlich ein schnell laufender Verdränger ist, sehr bald Gefallen finden.
Unser Fazit lautet wie folgt: Beneteaus neue Swift Trawler 35 offenbart sich als praktische, komfortable und durchdachte Fahrtenyacht. Hervorzuheben ist das tolle Gefühl, sich jederzeit auf einem „richtigen Schiff“ zu befinden. Die Rumpfkonzeption, das stimmige Layout, die gelungene Innenarchitektur und die moderne Technik sind auf hohem Niveau. Als seefestes Wasserwanderboot ohne überflüssigen Zierrat, aber mit allen wichtigen Zutaten zum Wohlfühlen ausgestattet, wird dieser kompakte Trawler ganz bestimmt seine Käufer finden.