TEST SARGO 33
Für alle Jahreszeiten
Die neue Sargo 33 präsentiert sich als äußerst attraktiver Walkaround-Cruiser in der Zehn-Meter-Klasse. Zupackend, fahrstabil, wetterfest, sicher und formschön. Wir haben das Boot in den südfinnischen Schären getestet.
In der am finnischen Ufer des Bottnischen Meeres angesiedelten Werft Sarins Boats Ltd. legt man größten Wert auf Tradition und Stil. Der 1967 von Edy Sarin in Kokkola gegründete Bootsbaubetrieb gehört heute zu den namhaftesten Werften der großen nordischen Wasser- und Wintersport-Nation. Chef des Familienunternehmens ist mittlerweile Edy Sarins Sohn Thomas, dessen Geschwister David, Johannes und Susanne ebenfalls mitarbeiten. Ihre einst unter dem Markennamen „Minor“ bekannten Pilothaus-Kreuzer werden seit Juni 2014, und zwar aus vertriebsstrategischen Überlegungen, weltweit als „Sargo“ angeboten. Die von Hand laminierten Qualitätsboote bestechen durch ein hohes Sicherheitsniveau, große Solidität, Sportlichkeit und ein modernes Design. Sie sind für härteste Rauwasserbedingungen gebaut, ohne dass man dabei auf standesgemäßen Komfort verzichten muss. Pfiffige Detaillösungen und Doppelmotorisierungen bis zu 2 x 294 kW (2 x 400 PS) machen diese gemäß der CE-Norm B zertifizierten und picobello verarbeiteten Konstrukte zu kleinen Traumschiffen. In den beiden Baureihen Sargo und Sargo Explorer werden derzeit elf Modelle in Längen von knapp 26 bis knapp knapp 39 Fuß offeriert. Als erfahrener deutscher Exklusivimporteur fungiert Frank van Delden mit seiner Firma Harle Yachtbau, die sich im ostfriesischen Esens befindet. SKIPPER Bootshandel hatte die Möglichkeit, die im Frühling 2016 vorgestellte Sargo 33 während der Finnboat Floating Show zu testen. Das Vorführboot war dort gerade 14 Tage alt.
Bereits auf den ersten Blick entfaltet der 11,00 x 3,45 m messende Offshore-Cruiser Sargo 33 mit langer Wasserlinie, starkem V-förmigen Rumpf und markantem Ruderhaus auf Bootsliebhaber eine geradezu magnetische Wirkung. Das kompakt auftretende Schiff lässt schon rein optisch beste Fahr- und Komforteigenschaften vermuten. Dabei erscheint das Deck zweckmäßig aufgeräumt. Die im Kontrast zum weißen Rumpf- und Ruderhaus in schwarz gehaltene Edelstahl-Reling verleiht der Sargo einen modernen und edlen Auftritt und nimmt praktisch die schwarze Farbgebung unterhalb des Wasserpasses wieder auf. Der Weg aufs Schiff führt entweder über die Badeplattform durch eine 45 cm breite Tür zum Achterdeck oder bei Längsstegen durch eine etwa ebenso breite Tür in der steuerbordseitigen Bordwand. Auf dem geräumigen Achterdeck gibt es eine Bank mit Staumöglichkeit an der Rückseite des Ruderhauses und eine L-Sitzgruppe mit Staufächern im Heckbereich. Alle Sitze, auch die Ducht in der Bugsektion, sind mit echtem Teak belegt. Zum Bug führt zu beiden Seiten des Ruderhauses ein 50 cm breites, barrierefreies und rutschfestes Laufdeck, gesäumt von einem Schanzkleid, das mit der Reling auf eine sichere Freibordhöhe von einem Meter kommt. Sechs Niro-Klampen, eine klappbare Bugleiter, eine abschließbare Motorraumklappe mit Gasdruckfedern, eine Inspektionsluke auf der Badeplattform und eine große achterliche Fenderbox für sechs Gummipuffer runden das tolle Gesamtbild des funktionellen Oberdecks ab. Wie bei vielen nordischen Booten befindet sich der Anker am Heck, einen Buganker gibt es optional.
Durch eine Sicherheitsglastür mit stabilem Schloss und massiver Türklinke gelangt man ins behaglich möblierte Ruderhaus der Sargo 33. Links neben dem Eingang befindet sich unter der hochzuklappenden Sitzbank der Niedergang zur separaten Mittelkabine mit einem 200 x 200 cm großen Doppelbett, einer WC-Zelle und Schränken mit Böden. Nicht nur Kinder dürften an dieser „gut getarnten“ Unterflur-Abteilung mit eine Stehhöhe von 180 cm ihre Freude haben. An ein Sideboard mit Schuhablage auf der linken Seite des Ruderhauses schließt sich die Küchenzeile mit Waschbecken an. Ein dreiflammiger Gasherd mit Backofen, der 80 Liter fassende Kühlschrank sowie ein 10-kW-Defrostergebläse gehören zum Standard. Für den Betrieb einer zusätzlichen Mikrowelle oder anderer Elektro-Geräte können 230-Volt-Wechselrichter geordert werden. Dann kommt der Strom, wie von zuhause gewohnt, aus der Steckdose. Insgesamt macht der Salon einen sehr wohnlichen Eindruck. Große Fenster mit guter Rundumsicht, zwei seitliche Schiebetüren und ein 55 cm breiter Mittelgang sorgen bei einer Stehhöhe von 206 cm für ein angenehmes Raumgefühl. Gegenüber der Pantry bietet ein großes U-Sofa mit Klapplehne am Beifahrersitz genügend Platz für sechs Personen. Der Steuermann lässt auf einem verstellbaren Offshore-Fahrersitz nieder, und damit kommen wir zum Kommandostand mit anthrazitgrauer verstellbarer Steuerkonsole. Neben dem auffällig designten Sargo-Ruder dominieren hier zwei fast in Augenhöhe gesetzte 12-Zoll-Displays und die Steuerelemente beider Volvo-Penta-Maschinen. Für ein auf höchstem technischen Niveau ausgestattetes GFK-Boot zeigt sich der Fahrstand vorbildlich aufgeräumt und bedienungsfreundlich. Für die Schiffsüberwachung sorgt Volvos neues Glass-Cockpit-System mit Garmin-Touchscreen-Displays und einer vollständigen Integration von Motorsteuerungen, Instrumentenauslesungen und Navigation. Die nautische Navigation übernimmt ein Garmin-Kartenplotter. Eine in die Steuerkonsole integrierte Fernbedienung macht es möglich, dass mit Drehknopf und Joystick zwischen beiden Bildschirmen gewechselt werden kann und die kontrollierte Navigation durch alle Menüs zu einem spielerischen Vergnügen wird. So hat man alle wichtigen Parameter stets im Blickfeld. Erwähnenswert ist auch die Joystick-Steuerung der Maschinen. Allerdings schlägt dieses geniale Tool zur Vereinfachung von Manövern auf engstem Raum mit optionalen 12.971 Euro zu Buche. Wer es hat, der wird es wahrscheinlich nicht mehr missen wollen … Vor dem Beifahrersitz gelangen wir über einen 65 cm breiten Niedergang zur Vorschiffkabine mit zwei 80 x 200 cm großen V-Kojen. Traute Zweisamkeit stellt ein Einlegedreieck her. Es gibt genügend Staumöglichkeiten, Leselampen, einen Schrank mit Kleiderstange, Rumpffenster zum Öffnen, eine Decksluke mit Moskitonetz und eine 12-Volt-Steckdose. Nebenan befindet sich der ausreichend groß geratene Sanitärbereich mit elektrischem Marine-WC, einem abgetrennten Duschraum und Decksventilator sowie einem zu öffnenden Bullauge.
Doch kommen wir nun langsam in Fahrt! Die etwa sieben Tonnen schwere Sargo 33 wird mit zwei Volvo-D6-370DP-Turbodieseln mit zusammen 740 Pferdestärken angetrieben. Butterweich bei 650 min-1 eingekuppelt, nimmt die Sargo bereits eine Fahrt von 4,6 Knoten auf. Dabei sind die unterhalb der Plicht installierten Maschinen kaum zu hören. Selbst bei ansteigenden Drehzahlen überraschen die niedrigen Geräuschemissionen. Als die 33er bei etwa 2200 min-1 sanft in Gleitfahrt übergeht, vermerken wir angenehme 67 dB(A). Der ideale Cruising Speed liegt zwischen 2500 und 3000 min-1. Da rauscht man mit bis zu 69 dB(A) und etwa 33 Knoten sehr sportlich dahin. Wellen werden klaglos geschnitten und die kabbelige See vom aufwendig ausgeschäumten Rumpf souverän glattgebügelt. Das Boot liegt in jeder Phase absolut sicher im Wasser. Geradeauslauf, Wendigkeit und Kurvenstabilität sind tadellos. Bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 30 kn verbrauchen die Maschinen etwa 2,8 Liter pro Seemeile. Bei einem Tankvolumen von 800 Litern Diesel könnte man theoretisch 285 Meilen, also 528 Kilometer weit kommen. Doch bei 3000 min-1 ist noch lange nicht Schluss. Mit der Volllastdrehzahl von 3500 min-1 erreichen wir eine Spitzengeschwindigkeit von stattlichen 40,8 Knoten . Die dabei vermerkten 74 dB/A sind ebenfalls mehr als vorbildlich.
Unser Fazit fällt durchweg positiv aus. Die Sargo 33 präsentiert sich als technisch perfekter, sehr sicherer laufender und wetterfester Kreuzer für Paare und Familien. Professionelle Anwender aus dem Marinebereich wissen die hervorragenden Rauwassereigenschaften der Sargo-Boote schon lange zu schätzen. Wirkliche „Mängel“ feststellen zu wollen bedeutet das Haar in der Suppe zu suchen. Doch die stylische Finnin wird wohl für die meisten Bootsfreunde ein Traum auf der Wunschliste bleiben. Mit einem Volvo Penta D6-400 DP könnte man den Grundpreis von 296.000 Euro vielleicht noch als moderat bezeichnen. Für das üppig ausgestattete Testobjekt musste man allerdings schon 456.337 Euro berappen.