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Broom 430 Soft Top

TEST Broom 430 Soft Top

Union Jack – Broom 430 Soft Top

Auf der boot 2014 in Düsseldorf feierte die Broom 430 Soft Top, das Flaggschiff der im kleinen englischen Ort Brundall ansässigen Broom-Werft, Premiere. Auf Einladung des niederländischen und auch für deutsche Kunden zuständigen Importeurs ‚De Vaart Yachting‘ testeten wir den luxuriösen GFK-Kreuzer auf der Nordsee vor Great Yarmouth in England.

Vor fast 120 Jahren von Charles M. Broom gegründet, zählt das in den Norfolk Broads ansässige Bootsbauunternehmen längst zu den traditionsreichsten britischen Werften. Spezialisiert auf GFK-Schiffe mit Achterkabinen, hat Broom aktuell drei Motoryachtmodelle in der Range von 37 bis 43 Fuß mit bis zu vier verschiedenen Kabinen-Layouts im Programm. Eine Besonderheit der handlaminierten Brooms sind die „semi-displacement hulls“, Halbversetzungsrümpfe mit tiefem Kiel, ähnlich wie bei Segelyachten. Diese Rumpfform verleiht den bis zu 13 Tonnen schweren Schiffen stabile Fahreigenschaften und einen hervorragenden Geradeauslauf. Die neue Broom 430 tritt an die Stelle des Vorgängermodells Broom 425, das Interieur und Innendesign des noblen Fahrtenschiffs wurde stylisch moderner und noch luxuriöser. Das Sprichwort „Alte Besen (Broom) kehren gut“ wird mit der neuen „Contemporary“- Broom 430 Soft Top praktisch widerlegt.

Auf dem Deck der Broom 430 Soft Top dominiert eine klare, übersichtliche und ergonomische Formensprache. Die für eine Durchfahrtshöhe von nur 3,25 m konstruierten Decksaufbauten sind niedrig gehalten. Cabrioverdeck oder Hardtop sowie der Geräteträger können je nach Ausführung manuell oder elektrisch abgesenkt werden. „Unsere Kunden sollen mit diesem Schiff durch jede Brücke kommen“, erklärt Arnold Ijkelenstam (50), Chef von De Vaart Yachting aus dem niederländischen Lelystad.

Ein 34 cm breites Gangbord, eingezäunt von einer 72 cm hohen Seereling, führt vom Achterdeck bis zum Bug. Praktisch: Der dort installierte und 16,5 Kg schwere Lewmar Delta Edelstahlanker kann neben der Bedienung aus dem Cockpit auch mit elektrischen Fußschaltern direkt am Bug gefiert und geholt werden. Insgesamt zehn Klampen bilden rundum stabile Festmachpunkte. Das quasi ‚barrierefreie‘ Deck ohne überflüssige Hindernisse hinterlässt einen sehr aufgeräumten und sportlichen Eindruck. Ein Clou sind die getönten und rahmenlosen Fensterscheiben im Salon, am Heck und über der Kabine im Vorschiff. Der Verzicht auf Aluminium-umrandete Scheiben lässt die Optik des Schiffes noch minimalistischer erscheinen. Zwei dreistufige Niedergänge am Heck führen hinunter zur Badeplattform, über der auch ein Dinghi seinen Platz finden kann.

Steuerstand der Broom 430 Soft Top

Die monolithisch wirkenden Einbauten im Cockpit wie die Doppel-Sitzgruppe am Steuerstand und ein Partygrill backbords, überzeugen mit klaren Linien wie im Bauhaus-Stil. Der aufgeräumte Steuerstand der Broom 430 Soft Top bietet gute Rundumsicht, die Sicherheitsglas-Frontscheiben sind getönt. Im Achtercockpit befindet sich eine U-förmige Sitzgruppe, auf der bis zu acht Personen Platz nehmen können. Über dem gesamten Ensemble thront ein durch einen ausgeklügelten Faltmechanismus spielend leicht einzuklappendes und maßgeschneidertes Cabrioverdeck. Optional kann auch ein Hardtop bestellt werden. Das gesamte Cockpit ist ein idealer Platz für Fahrerlebnisse und gesellige Stunden an Bord.

Backbords gelangt man über einen vierstufigen und einen Meter tiefen Niedergang in das Unterdeck. Im Gegensatz zur schlichten Eleganz des Oberdecks präsentieren sich Salon, Küche und Kabinen nobel und ‚very british‘ wie ein Rolls Royce in feiner Nußbaumholz-Optik. Steuerbords dominiert eine 230 cm lange U-förmige königsblaue Alcantara-Sitzgarnitur mit großer Mahagoni-Dinette. Gegenüber erweitert eine 150 cm lange und 50 cm breite Ottomane das üppige Platzangebot. In einem Sideboard dahinter ist der versenkbare Flachbildfernseher untergebracht. Die Stehhöhe variiert mit 194 cm im Salon bis zu 230 cm im Küchenbereich. Vor unliebsamen Blicken und unerwünschter Sonneneinstrahlung sorgt ein pfiffiges Jalousiensystem. Ein weiterer dreistufiger Absatz führt zur Wohnebene im Vorschiff. Die backbords ebenfalls U-förmige Pantry wirkt wie aus einem Guss und folgt der monolithischen Optik des Oberschiffs. Unter den Arbeitsflächen in Granit-Optik verbergen sich ein Gasherd mit Backofen, ein großer Kühlschrank, Abfalleimer und jede Menge praktischer Staufächer, die man erst entdecken muss. Das erklärt sich dadurch, dass die Designer hier komplett auf die üblichen und markanten Druckknopf-Schnappschlösser verzichtet haben. Stattdessen befinden sich oberhalb und quasi hinter zu öffnenden Türen und Fächern dezente, sehr elegante und perfekt getarnte Druckschlösser. Durch diese tolle Lösung bleiben die edlen Furniere der Einbauten unberührt.

Hinter der Küche schließt sich durch einen 55 cm breiten Durchgang die Gästekabine mit V-Koje, separater Dusche und einem Sanitärraum mit Vakuum-WC an. Dieser geräumige Raum in einer Breite von 110 cm, einer Tiefe von 115 und einer Höhe von 182 cm ist sogar durch zwei Türen jeweils von der Gästekabine und auch von der Küche aus erreichbar. Das behagliche Ambiente der Gästekabine könnte für manche Gäste Anlass genug sein, ein paar Tage länger zu bleiben. Zurück im Salon wenden wir uns der Master-Kabine im Heck der Broom 430 Soft Top zu. Mit einer Stehhöhe von 190 cm und einem 150 mal 190 cm großen und quer zum Schiff eingebauten Doppelbett fällt die Eignerkabine angenehm großzügig auf. Hier zeigt sich die über 60-jährige Erfahrung von Broom im Bau von Schiffen mit Achterkabine. So wurden backbords gegenüber des Bettes zwei Sanitärräume bzw. Nasszellen eingebaut. Dusche und WC wurden getrennt und befinden sich nur einen Schritt vom Bett entfernt. Typisch für Achterkabinen ist der Ausblick am Heck, der den Raum optisch vergrößert. Interieur und Komfort der Master-Kabine stehen einer Fünf-Sterne-Hotelsuite nicht nach.

Im unteren Wohnbereich der Broom 430 Soft Top geht es britisch gediegen zu

Einen kleinen Makel hat hingegen der dreistufige Niedergang vom Salon zur Achterkabine. Um die tiefliegende Tür zu öffnen muss man sich etwas nach vornüber beugen und stößt dadurch leicht an der Tür an. Mit einer Vergrößerung der Schrittweite von der Treppenoberkante bis zur Tür auf mehr als die bisherigen 43 cm ließe sich die Kabine bequemer betreten.

In Fahrt zeigen sich die sehr guten Eigenschaften der Kielrumpfyacht als Fahrtenschiff. Das Testschiff wurde von einer wellengetriebenen Volvo-Penta D6 /370 PS – Doppelmotorisierung angetrieben. Aufgrund der Achterkabine gibt Broom der Motorenanordnung im Mittelschiff den Vorzug und setzt daher Wellenantriebe ein. Die Yachten können sowohl mit Doppel- als auch mit Einzelmotorisierung von 370 bis 880 PS bestellt werden. Die beiden Sechszylinder-Turbodiesel mit je 5500 ccm Hubraum entfachen hier im Leerlauf einen Geräuschpegel von gerade 58 dB (A). Ist der Gang eingelegt, schieben sie das 13 Tonnen schwere Schiff mit 600 Umdrehungen mit 2,9 Knoten dahin. 1000 min-1 beschleunigen das Schiff auf 6,2 Knoten bei immer noch leisen 64 dB (A). Ein weiter Schub am Gas bringt bei 1500 min-1 bereits eine respektable Fahrtgeschwindigkeit von 9,1 Knoten bei absolutem Geradeauslauf. Mit diesen 16,8 km/h hat man die Höchst-geschwindigkeiten der meisten deutschen Binnengewässer und Wasserstraßen längst überschritten. Ab etwa 2500 min-1 wechselt das Schiff von der zügigen in die schnelle Verdrängerfahrt und der Bug hebt sich aus dem Wasser. Bei 3000 min-1 ist die Broom 430 Soft Top schon 19 Knoten, also 35 km/h schnell. Die für uns erreichbare Maximalgeschwindigkeit lag bei genau 25 Knoten mit 3600 Umdrehungen und 83 dB (A). Bei glatter See lässt sich bestimmt noch etwas mehr Speed aus dem Boot herausholen, doch dafür ist das Wanderschiff ja nicht wirklich gemacht. Die optimale Reisegeschwindigkeit dürfte bei 2800 Umdrehungen und 17 Knoten liegen. Den Vollkreis in forcierter Kurvenfahrt zirkelt das Schiff mit drei Umdrehungen des Ruders in einem Radius von etwa drei Bootslängen. Per Bugstrahlruder auf der Stelle gedreht, ist die Wende mit eineinhalb Bootslängen vollzogen. Für Hafenmanöver ist das Bugstrahlruder auf jeden Fall zu empfehlen, auch ein Heckstrahlruder ist optional bestellbar. Die Manövrier- und Fahreigenschaften der 13,2 m langen und 4,24 m breiten Broom sind ohne Fehl und Tadel, die Wendigkeit erstklassig. Zertifiziert in Klasse B (Offshore), bietet sich das mit zwei 700-Liter-Tanks bestückte Schiff neben den Binnengewässern vor allem auch für Küstengewässer an.

Der große Targa-Bügel der Broom 430 Soft Top lässt sich einklappen

Fazit: Beim rauen Wetter an unserem Testtag zeigte sich die Broom 430 Soft Top auf offener See als sicherer und ausgereifter Kreuzer, der ohne bedenken über die Ostsee nach Schweden oder Dänemark gefahren werden kann. Die edle, schicke und durchdachte Innenausstattung ist bei allen Materialien und Installationen handwerklich perfekt verarbeitet. Das großzügige Raumangebot überzeugt ebenso wie viele pfiffige Detaillösungen. Dazu gehören das Jalousiensystem, energie-sparende und effiziente LED-Beleuchtungen, die Absenkung- und Verriegelungsmechanik des Cockpitverdecks, der Gasgrill auf dem Achterdeck, eine Vielzahl praktischer Staufächer. Die übersichtliche Sitzposition des Skippers, Wendigkeit und ein leichtes Handling machen das Schiff zum perfekten Fahrtenkreuzer. Kleines Manko sind neben dem kurzen Niedergang zur Achterkabine etwas hohe Lenkkräfte in forcierter schneller Kurvenfahrt.

Wer ‚Offshore‘ unterwegs ist, sollte durchaus zu einer Doppel-motorisierung greifen. Für langsamere Binnenreviere dürfte eine Einzelmotorisierung erste Wahl sein. Jedoch der Preis ist heiß.: In der Grundvariante mit zwei Volvo Penta D6-370 PS müssen für das Schiff immerhin 585.000 Euro berappt werden. Die von uns getestete Variante schlägt mit 653.000 Euro zu Buche. Dafür gibt es aber jede Menge britischen Luxus und Understatement, auch wenn die Bootsnachbarn am Steg neidisch gucken.

 

 

 

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